Medien
Mehr Beschwerden im Vorjahr als 2000
Berufspflichten der Presse wurden 14 Mal verletzt
Der Österreichische Presserat hat im vergangenen Jahr
(Berichtszeitraum 1. November 2000 bis 31. Oktober 2001) mit 35
Beschwerden mehr Fälle verzeichnet als im Jahr zuvor (2000: 29
Beschwerden). Dies geht aus der Bilanz des Organs zur freiwilligen
Selbstkontrolle der heimischen Printmedien hervor. 18 Verfahren
wurden eingeleitet, 14 Mal wurde dabei entschieden, dass die
Berufspflichten der Presse verletzt oder grob verletzt wurden. Presserats-Ombudsmann Peter Klar stellte fest, dass sich vor allem
im Bereich der Bildberichterstattung die "Aufmerksamkeit der
Redaktionen und der Rezipienten verstärkt" habe. Anlässlich der Fotos
eines Unfalls, bei denen der nordische Skisprung-Trainer Alois
Lipburger tödlich verunglückt war, appellierte der Presserat
öffentlich an alle Medien, "besondere Sensibilität walten zu lassen".
Häufig beschäftigte sich der Presserat auch im Vorjahr wieder mit der
"Kronen Zeitung, wo unter anderem die Kolumne "In den Wind gereimt"
Anlass zu einigen Beschwerden gab.
Mit der "Kronen Zeitung" hatte man auch einen jahrelangen
Rechtsstreit ausgefochten, den die Zeitung aber verlor: Nachdem ein
"Krone"-Aufmacher im Zusammenhang mit der Causa Franz Fuchs ("Ein
Gesicht wie ein Geständnis") vom Presserat verurteilt worden war,
hatte die "Krone" eine Revision dieser Entscheidung verlangt und -
als der Presserat darauf nicht einging - einzelne Mitglieder geklagt.
Im Februar 2000 wurde schließlich auch in dritter und letzter Instanz
vom Obersten Gerichtshof zu Gunsten des Presserates entschieden.
Zum ersten Mal in seiner Geschichte holte der Presserat im
vergangenen Jahr auch ein Rechtsgutachten ein: Angesichts von
Maßnahmen der Regierung wie dem Militärbefugnisgesetz und dem
Sicherheitspolizeigesetz äußerte das Gremium Sorge um den Schutz des
Redaktionsgeheimnisses und der Pressefreiheit. Der Salzburger
Verfassungsjurist Walter Berka erstellte ein Gutachten zum Thema
"Gefährdung der Pressefreiheit in Österreich", in dem der Presserat
seine Bedenken bestätigt sah.
Der Österreichische Presserat wurde vor 41 Jahren gegründet und
überwacht auf Basis des "Ehrenkodex der österreichischen Presse" die
Einhaltung publizistischer Grundsätze. Trägervereine sind der Verband
Österreichischer Zeitungen (VÖZ), die Journalistengewerkschaft, der
Zeitschriftenverband und der Presseclub Concordia. Der VÖZ hatte sein
Mitwirken Ende 2001 aufgekündigt, nun sollen aber bis Jahresmitte
Verhandlungen über das weitere Fortbestehen des Presserats geführt
werden. (APA)