Wien 45.000 bis 55.000 Jobs werden der gesamten Baubranche bis zum Jahr 2006 verloren gehen, wenn alles so weiterläuft wie bisher, schätzt Gernot Mitter, Arbeitsmarkt_experte in der Arbeiterkammer (AK). Auch Margarete Czerny vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) geht von personellen Überkapazitäten aus. Sie rechnet aber nur mit 22.000 überflüssigen Jobs - von jetzt an gerechnet bis zum Jahr 2005.Der Grund für die höchst schwankenden Prognosen ist die EU-Osterweiterung, die Wifo und AK anders bewerten. Einig sind sie sich darin, dass ein interner Strukturwandel im Gange ist. Mitter: "Es arbeiten mehr Maschinen statt Menschen." Konjunkturpakete der Regierung könnten das Problem nur mildern, nicht aber aus der Welt schaffen. Trotz ihrer optimistischeren Einschätzung tritt die Wifo-Expertin ebenso wie Arbeiterkammer und Baugewerkschaft dafür ein, bis 2006 rund 12.500 überflüssig werdenden Bauarbeiter in einer Arbeitsstiftung umzuschulen. Allein heuer und im Vorjahr verlieren 17.000 ihren Job. Kosten Wie berichtet, geht auch Arbeitsminister Martin Bartenstein von zu vielen Bauarbeitern aus und hat Expertengespräche über eine Baustiftung mit vorerst 2000 Teilnehmern begonnen. Die vom Minister genannten Kosten von 26 Mio. Euro (367,7 Mio. S) seien viel zu niedrig. Mitter: "So viel kostet allein die Existenzsicherung von 2000 Stiftlingen für ein einziges Jahr." Eine Stiftung ist aber auf länger angelegt und dazu da, die Arbeitslosen zu qualifizieren. "Zur Qualifizierung für 12.500 Menschen braucht es zusätzlich noch 88 Millionen Euro", meint Mitter. Ein Viertel der Stiftlinge (3000 Personen) soll sich laut AK innerhalb der Branche höher qualifizieren und drei Viertel (9500 Menschen) sollten "herausgeschult" werden: in Baumärkte, als Begleiter von Heimkrankenschwestern für schwere Trage- und Hebearbeiten oder für "Essen auf Rädern". 2000 sind genug Anders sieht Lorenz Fritz, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, nur Bedarf für 2000 Plätze in der Stiftung. Dank einem Auftragsschub aus der Infrastrukturoffensive der Regierung würden bis 2005 maximal weitere 2000 Beschäftigte in der Bauwirtschaft abgebaut werden, für die eine Stiftung Sinn mache. (Lydia Ninz, DER STANDARD, Printausgabe 22.1.2002)