Washington - US-Forscher haben die genetischen
Bedingungen für eine Form von vererbbarem Prostatakrebs entschlüsselt
und damit möglicherweise einen Durchbruch im Kampf gegen die tödliche
Krankheit erzielt. Nach einer im Februarheft des
US-Wissenschaftsmagazins "Nature Genetics" erscheinenden Studie
gelang den Wissenschaftern vom Nationalen Genom-Forschungsprojekt,
der Johns Hopkins Universität und der Cleveland Klinik die
Identifizierung eines Gens, das im gesunden Zustand Zellen vor
Mutationen schützt. Der Selbstzerstörungsmechanismus der Zellen werde jedoch durch
eine vererbbare Mutation des Gens außer Kraft gesetzt, führten die
Wissenschafter aus. Das kranke Gen sende dann keine Warnsignale mehr
an Zellen, die sich zu Krebszellen veränderten. Die mutierten Zellen
könnten sich so ungehindert teilen.
Der Schlüssel?
"Die neuen Ergebnisse beinhalten einen verlockenden Schlüssel zu
den komplexen genetischen Abläufen bei diesem weit verbreiteten
Krebs", sagte der Leiter der Forschungsgruppe, Jeffrey Trent.
Gleichzeitig dämpfte er aber Hoffnungen auf allzu schnelle
Fortschritte bei Diagnose und Behandlung. "Das Gen ist nicht das
einzige, das bei Prostatakrebs eine Rolle spielt." Die Suche nach an
Postatakrebs beteiligten Genen begann 1992.
Damals wurden die genetischen Bedingungen für bestimmte Formen der
Krankheit erforscht. 1996 entdeckten Forscher dann nach einer
Versuchsreihe an 91 Risikopatienten einen Abschnitt auf Chromosom 1,
der für die Vererbung von Prostatakrebs in Frage kommt. Weitere
Abschnitte fanden sie auf den Chromosomen 17, 20 und dem X-Chromosom.
Zahlen
Jedes Jahr werden in den USA mehr als 189.000 Fälle von
Prostatakrebs diagnostiziert. Laut Statistik erkranken 16 Prozent der
erwachsenen Männer. Schätzungen gehen davon aus, dass in den USA neun
Prozent der Patienten an der vererbten Form der Krankheit leiden. Als
Risikofaktor gilt unter anderem Fettleibigkeit. Die
Krebserkrankungen, die in Europa und den USA am häufigsten tödlich
verlaufen, sind bei Männern Lungen- und Prostatakrebs, Dickdarmkrebs
bei beiden Geschlechtern sowie Brust- und Gebärmutterkrebs bei
Frauen. Zusammen machen sie 55 Prozent aller Krebstodesfälle aus. (APA)