Seattle - Wissenschaftler der University of Washington haben entdeckt, dass eine Gentherapie zur Veränderung der Chromosomenstruktur führen kann. Bei einer Gentherapie wird mit Hilfe von Viren ein Gen in Zellen des Patienten eingeschleust, um einen Gendefekt zu beheben. Eine Gentherapie kann aber auch Schaden anrichten, wie die Forscher in der Online-Ausgabe der Zeitschrift Nature Genetics berichten. Bisher ist eine Gentherapie die einzige Methode, genetisch bedingte Erkrankungen wie z.B. Mucoviszidose oder Hämophilie zu therapieren. Als Genfähre nutzen Forscher immer häufiger so genannte adenoassoziierte Viren (AAV). Diese sollen im Gegensatz zu den üblicherweise auch eingesetzten Adenoviren den Vorteil haben, das transportierte Gen in die Zell-DNA einzubauen. Dadurch verlängert sich die Aktivität des Gens und wird bei Zellteilungen an die Tochterzellen weitergereicht. Im Laborversuch brachten die Forscher ein mit AAV übertragendes Resistenzgen in Krebszellen ein und untersuchten jenen Chromosomen-Abschnitt, der das fremde Gen enthielt. Das Gen wurde an verschiedenen Stellen des Genoms, häufig im Chromosom 19 eingebaut. In vielen Fällen wiesen die Forscher an den Insertionsstellen fehlende DNA-Sequenzen, neu arrangierte Chromosomenabschnitte und zusätzliche Sequenzen, mit unbekanntem Ursprung, nach. Ein nicht-zielgerichteter DNA-Einbau und damit die Veränderung der Chromosomenstruktur könnte sowohl die Funktion des Gens als auch die Aktivität benachbarter Gene beeinflussen, schließen die Forscher. Ungeklärt ist noch, ob es durch den Einbau der Viren-DNA zu Chromosomenbrüchen kommt bzw. ob auch ein DNA-Einbau in bereits vorhandene Bruchstellen erfolgt. Da die Versuche an kultivierten Krebszellen durchgeführt wurden, müssen die Forscher im nächsten Schritt klären, ob die Ergebnisse auch für normale Zellen im lebenden Organismus übertragbar sind. Die Wissenschaftler fordern, sich im Zuge weiterer klinischer Versuche der Gentherapie mit AAV, verstärkt dieser Frage zu widmen. (pte)