Linz - In Oberösterreich gibt es neuerlich Streit um den Kormoran. Fischervertreter wollen mehr Abschüsse durchsetzen, da sie die Fischbestände bedroht sehen. Umweltschützer sprechen dagegen von einer Hetzkampagne. Beim Land sieht man vorerst keinen Handlungsbedarf. Auslöser der aktuellen Debatte ist der Fund zweier geköpfter Kormorane bei Klaus (Bezirk Kirchdorf), die von Jägern als Lockköder ausgelegt worden sind, wie man beim WWF Oberösterreich vermutet. Das sei die Folge der vom Landes-Fischereiverband in der vergangenen Woche gestarteten "Hetzkampagne" gegen die Großvögel, glaubt Hans Uhl vom WWF. Er ruft nun zu einer Versachlichung der Debatte auf. Karl Wögerbauer, Geschäftsführer des Fischereiverbandes hatte von der zuständigen Naturschutzlandesrätin Silvia Stöger (SP) gefordert, den Schutz für die Kormorane aufzuheben, da durch den kalten Winter in Nordeuropa mehr Tiere als gewöhnlich ihr Quartier in Oberösterreich aufschlagen und den Äschenbestand bedrohen würden. Für eine Stellungnahme zum Vorwurf der Hetzjagd war Wögerbauer bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Die Politikerin sieht jedoch keinen Handlungsbedarf, erklärt Pressesprecher Walter Walch. "Die Bestandszählung Ende Dezember hat ergeben, dass sich derzeit 727 Tiere in Oberösterreich aufhalten, das ist ein durchschnittlicher Wert", erklärt er. Zwischen Oktober und März dürften ohnehin fünf Prozent der Population abgeschossen werden. Ausgenommen sind dabei Naturschutzgebiete, die großen Flüsse und Schlafplätze der Kormorane. "Diese Verordnung gilt bis Ende 2004. Bis dahin sieht die Landesrätin keinen Handlungsbedarf", ergänzt Walch. (moe, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 1. 2002)