Wien/Salzburg - Beppo Mauhart hat seine letzte Sitzung im Fußballverband abgesessen. Es war schon die Mitternacht zwischen Montag und Dienstag vorbei, als der amtierende ÖFB-Präsident auf eine neuerliche Kandidatur verzichtete. Toto-Manager Friedrich Stickler wird auf der ÖFB-Hauptversammlung am 7. 4. vom Wahlausschuss als einziger Prätendent für den Präsidenten des größten Sportverbandes Österreichs vorgeschlagen werden, die Wahl ist ein vollziehender Formalakt. So weit sind alle einig.

Hier beginnt das Feld der Deutung. Die Kandidatur des Bundesligapräsidenten Frank Stronach, der sich derzeit in Kanada aufhält und während der entscheidenden Sitzung mehrfach angerufen wurde, hat sich erübrigt (sagt Liga-Vorstand Nachbagauer), ist verhindert worden (sagt Mauhart), ist nur ein Liga-Wunsch gewesen (sagt Stronach-Manager Peter Svetits im Namen der Liga). Im Nachhinein stimmen alle Ansichten - wohl auch, weil keine falsch ist. Wer kann schon sagen, ob die Fürsprache des steirischen Verbandschefs Gerhard Kapl für Stronachs Wahl nur der Liebedienerei des steirischen Sportreferenten Gerhard Hirschmann oder einem strategischen Entwurf entsprang, Mauhart zu verhindern? Jedenfalls fehlte mit Kapls Absprung Mauhart die achte Stimme zur Zweidrittelmehrheit im Wahlausschuss, eine Pattsituation entstand, weil auch Stronach nicht die alleinige Nominierung zusammenbrachte.

Stronach verhindern

"In dieser Situation wollte ich dem Verband eine Konfrontation Mauhart-Stronach ersparen", sagte Mauhart. Stronach, der ohne Zweifel viel Geld in Österreichs Fußball gesteckt habe, sei kein geeigneter Mann zur Führung des Verbandes, "weil bei ihm nur eine Regel gilt, nämlich die goldene: Wer das Gold hat, macht die Regel."

Stickler ist laut Mauhart (68), der den ÖFB 17 Jahre lang führte, modernisierte, zwei WM-Endrunden erlebte, "ein Mann, der eine gewisse Kontinuität gewährleistet. Und er kennt die UEFA und die Leute dort." Beide Herren haben 1988 die Toto-Jugendliga installiert. Stickler: "Da ist seither schon einiges geschehen, ich möchte nur die Akademie von Frank Stronach hervorheben." Er will seinen Teamchef Hans Krankl unterstützen, obwohl er eigentlich Austria-Fan ist. (josko)

(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 23.1. 2002)