Nachdem die Hamas einen "totalen Krieg" gegen Israel angekündigt hatte, rief eine gemeinsame Erklärung von Palästinenserorganisationen, unter ihnen die Fatah-Bewegung von Autonomiechef Yassir Arafat, zu einer "Generalmobilmachung" gegen die "zionistische Invasion" auf. Hamas-Sprecher Mahmud a-Sahar ließ keinen Zweifel daran, dass die Islamisten auch Israel selbst als "palästinensischen Boden" betrachten und daher dort ihre Anschläge fortsetzen wollen: "Wir haben das Recht, uns gegen den Besatzer zu verteidigen, in ganz Palästina."
Eine spezifische Vergeltungsaktion für den Anschlag in Jerusalem zeichnete sich zunächst nicht ab, die israelische Führung macht aber kein Hehl aus ihrer neuen Taktik, wonach die Armee nun regelmäßig und unabhängig vom Verhalten der Palästinenser ins Autonomiegebiet vorstoßen soll, um Häuser nach Terroristen zu durchkämmen. Die "Bombenfabrik", die am Dienstag in Nablus neutralisiert wurde, beschrieben die Israelis als "die wahrscheinlich größte, die wir je im Westjordanland gefunden haben" - unter anderem seien nicht weniger als 100 Zündmechanismen für Sprengkörper beschlagnahmt worden.
Gleichzeitig begann eine Einladung des palästinensischen Parlamentspräsidenten Abu Allas an seinen israelischen Amtskollegen Avraham Burg in Israel Wellen zu schlagen. Burg, kürzlich mit seiner Kandidatur für den Vorsitz der Arbeiterpartei gescheitert, will den Palästinensischen Rat auch gegen den Willen von Premier Ariel Sharon besuchen: "In dieser Zeit sind fast keine Stimmen aus der zentralen Strömung in Israel zu hören, die sagen, reden wir trotzdem über Frieden - meine Aufgabe ist es, diese andere Stimme hören zu lassen." Aber von rechts kommen nun Forderungen, Burg seines Amtes zu entheben: Er habe keine Befugnis, im Namen der Knesset die Außenpolitik Israels zu unterlaufen, die darauf abziele, Arafat zu isolieren. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 24.1.2002)