Telekom
Düstere Töne vor Nokias Bilanz
Wackelt nun auch der Handy-Riese? - Einbrüche in China
Erstmals seit Beginn des weltweiten
Handy-Booms macht auch der souveräne Branchenführer Nokia
negative
Schlagzeilen vor der eigenen Jahresbilanz. Zwar können die Finnen im
Gegensatz zu ihren wichtigsten Konkurrenten
Motorola
,
Siemens
und
Ericsson
bei der Bilanzveröffentlichung an diesem Donnerstag erneut
schwarze Zahlen aus dem Verkauf von Mobiltelefonen präsentieren. Aber
der Nokia-Kurs sackte zum Wochenauftakt um immerhin fast sechs
Prozent, als die US-Investmentbank Morgan Stanley das Nokia-Rating
von "neutral" auf "underperform" senkte.
Wenig Optimismus
Die Bank schickte dabei ihre Staranalystin Angela Dean mit wenig
optimistischen Prognosen an die Öffentlichkeit: Nokia werde besonders
hart mit einem Minuswachstum von 12 Prozent auf dem chinesischen
Markt 2002 und derselben Tendenz im Jahr 2003 zu kämpfen haben. Wie
alle Anbieter werde Nokia in diesem Jahr von rückläufigen
Entwicklungen im weltweiten Handyabsatz betroffen sein. Um sechs
Prozent auf 419 Millionen Einheiten wird der Verkauf in diesem Jahr
gegenüber 2001 zurückgehen, prognostizierte Dean. Sie sagte Nokia für
2002 einen Gewinnrückgang um ebenfalls sechs Prozent voraus.
Luxus-Handys waren Nebensache
Diese Prognose wenige Tage vor der Bilanzveröffentlichung erregte
in der internationalen Wirtschaftspresse deutlich mehr Aufsehen als
die fast gleichzeitig von Nokia in Paris angesetzte Präsentation
neuer Luxus-Handys. Und dass Nokia-Chef Jorma Ollila am Donnerstag in
Helsinki mit einem Plus von 1,4 Mrd. Euro (19,3 Mrd. S) auch noch für
das vierte Quartal 2001 durchaus den erwarteten Gewinn präsentieren
kann, schlug in den Wirtschaftsmedien weniger durch als die Aussage
von Morgan Stanley, die Nokia-Aktie sei angesichts der wenig rosigen
Aussichten in naher Zukunft überbewertet.
Nokia goes Ericsson?
Danach könnte den bisher im Umschiffen von Krisen so findigen
Finnen vielleicht doch noch eine ähnlich schmerzhafte Entwicklung
bevorstehen wie dem schwedischen Konkurrenten Ericsson, der am
Freitag seine Bilanz in Stockholm vorlegt. Hier tippen die Analysten
auf ein Minus von 30 Mrd. Kronen (44,0 Mrd. S). Diese Zahl aber wurde
weit ruhiger aufgenommen, weil die Schweden vielleicht das Schlimmste
schon hinter sich haben. Drastische Stellenstreichungen und der
Beginn der Handy-Allianz mit dem japanischen Sony-Konzern im letzten
Jahr werden hier augenscheinlich als Startschuss für einen neuen
Aufwärtstrend aufgefasst.
"Nokias Produktpalette sieht ein bisschen schwächer aus als vor einem
Jahr"
"Die schwache Bilanz steckt ja jetzt schon im Aktienkurs von
Ericsson drin. Das gibt eine positivere Einstellung als gegenüber
Nokia", meinte Telecom-Experte Jussi Uskola von Nordea Securities am
Dienstag im Stockholmer Wirtschaftsblatt "Dagens Industri". Er fügt
ein für die Position auf dem stark von Mode, Design und Image
geprägten Handymarkt psychologisch höchst gewichtiges Argument an:
"Nokias Produktpalette sieht ein bisschen schwächer aus als vor einem
Jahr."(APA/dpa)