St. Pölten/München - Acht bis neun Cent pro gefahrenen Kilometer, das ergibt für einen Lkw-Fahrer einen Monatslohn von 500 bis 1000 Euro. Ermittler aus Deutschland und Österreich sehen darin den Tatbestand der Ausbeutung. Schwarzarbeit, Steuern- und Abgabenhinterziehung und eben Ausbeutung: Das sind im Kern die Vorwürfe gegen ein internationales Speditionsimperium mit der Firmenzentrale in Blindenmarkt (NÖ), wie sie die Kriminalisten aus München und Niederösterreich erheben.In den vergangenen drei Jahren sollen mindestens 1500 Lkw-Chauffeure betroffen gewesen sein, nahezu alle 800 Fahrzeuge des Unternehmens sollen mit illegal Beschäftigten aus Ostländern betrieben worden sein. Für sie soll es nicht nur keine Arbeitsbewilligungen gegeben haben, es sollen auch Sozialversicherung und Lohnsteuer nicht bezahlt worden sein. Franz Polzer, der Chef der Kriminalabteilung NÖ, meint, dass die Aufarbeitung sichergestellter Unterlagen Monate in Anspruch nehmen werde. Allein in Österreich seien von mehr als 100 Beamten etwa 2500 Ordner sowie EDV-Datenträger beschlagnahmt worden; Razzien gab es aber in sieben weiteren Ländern. Nach Angaben des Hauptzollamtes Rosenheim in Bayern richten sich die Ermittlungen gegen eine "Tätervereinigung von neun Mitgliedern", durchwegs Geschäftsführer oder Gesellschafter. In Deutschland und in Österreich wurden 33 illegale Lkw-Fahrer festgenommen. Ein Firmensprecher wies die Vorwürfe zurück. (red, DER STANDARD Print-Ausgabe 24.1.2002)