Mensch
Gedächtnis-T- Lymphozyten für Immuntherapie
Wiener Hautspezialist ausgezeichnet - Erstmals Züchtung von T-Lymphozyten in unbegrenzter Menge
Wien - Möglicherweise wichtige "Werkzeuge" für eine
Immuntherapie mit Hilfe von Zellen der körpereigenen Abwehr:
Gedächtnis-T-Lymphozyten, die sich an ein bestimmtes "Training"
erinnern können. Für Arbeiten auf diesem Gebiet wurde jetzt Univ.
Prof. Dr. Wolfgang Weninger von der Hautklinik im AKH in Wien mit dem
Dermatologenpreis 2001 von Unilever ausgezeichnet. Der Experte wurde für eine Studie über das unterschiedliche
Wanderungsverhalten von verschiedenen T-Lymphozyten geehrt. Aus den
Resultaten seiner Arbeit können - so eine Aussendung - wichtige
Schlüsse für die Immuntherapie von Krebs, Autoimmun- und chronischen
Infektionskrankheiten gezogen werden: Es wurde gezeigt, dass sich
Gedächtnis T-Lymphozyten besser für solche Immuntherapien eignen, in
denen ein langes Überleben von transferierten T-Lymphozyten
wünschenswert ist.
Zwei Phasen
Vereinfacht dargestellt funktioniert das Immunsystem in zwei
Phasen: In einer ersten Phase - der Effektor-Phase - werden
eindringende Krankheitserreger erkannt und eliminiert. In einer
zweiten, der so genannten Gedächtnis-Phase, werden die Daten des
eingedrungenen Krankheitserregers gespeichert, was in Zukunft eine
noch raschere Abwehr ermöglicht. Um das Immunsystem in seiner
Komplexität zu begreifen, ist es wichtig zu verstehen, wie sich
dessen ausführende Zellen - die Effektor- und Gedächtnis
T-Lymphozyten - entwickeln und wie sie sich Zugang in die
verschiedenen Organe verschaffen.
Ein Kernpunkt in den Arbeiten des Dermatologen: Weninger ist es
erstmals gelungen, Gedächtnis T-Lymphozyten in der Zellkultur in
unlimitierter Zahl zu züchten. Dadurch wurden detaillierte Studien
zum Wanderungsverhalten dieser Zellen möglich, welche bisher nur
schwer durchführbar waren. Ziel der prämierten Arbeit war, das
Wanderungsverhalten und die Funktion der gezüchteten
Gedächtnis-T-Lymphozyten mit Effektor-T-Lymphozyten im Organismus zu
vergleichen. Es konnte gezeigt werden, dass sich Gedächtnis- nicht
aber Effektor-T-Lymphozyten in Lymphorganen anreichern, wo sie lange
Zeit überleben können.
Unilever leistet mit dem jährlich ausgeschriebenen Preis einen
wesentlichen Beitrag zur Forschung auf dem Gebiet der Dermatologie.
Die mit 5.087,- Euro dotierte Auszeichnung wird jedes Jahr an
herausragende medizinische Arbeiten vergeben. Da sich Weninger
derzeit an der Harvard Universität in den USA aufhält, wurde der
Preis stellvertretend von Univ.-Prof. Dr. Erwin Tschachler von der
Universitäts-Hautklinik in Wien entgegengenommen. (APA)