Ökologie
Kältewelle: Hunderte Tote in Europa
Meist spielte Alkohol eine tragische Rolle
Hamburg - Der strenge, eisige Winter hat hunderte
Menschen in Europa das Leben gekostet. Besonders hart traf es die
Bewohner Polens und Russlands, wo zum Teil über Wochen
Frosttemperaturen herrschten. Aber auch in West- und Mitteleuropa und
sogar im Süden des Kontinents waren Kälteopfer zu beklagen. Allein in der russischen Hauptstadt Moskau stieg die Zahl der
Kältetoten bisher auf über 300 und hat damit bereits jetzt die Marke
des vergangenen Winters überschritten, wo bis zum Einsetzen des
Tauwetters Ende März 205 Menschen ums Leben kamen. Zeitweilig
erreichten die Temperaturen dort bis zu minus 30 Grad.
Den härtesten Winter seit Jahren mussten die Menschen in Polen
verkraften, auch wenn sich die Situation seit Mitte Jänner entspannt:
273 Erfrorene registrierten die Behörden bisher - ein trauriger
Rekord, denn seit Mitte Oktober sind damit bereits mehr als doppelt
so viele Menschen erfroren wie im gesamten Vorjahreswinter. Dabei
spielte Alkohol meist eine tragische Rolle.
Die Mehrzahl der Opfer im Alter von 17 bis 91 Jahren war unter
Alkoholeinfluss bei Minustemperaturen eingeschlafen oder ins
Straucheln geraten. Ein Viertel der Opfer waren Obdachlose. Bei
tagelangen Schneefällen und Temperaturen von minus 20 Grad reichten
wie in den Vorjahren vor allem in den Großstädten die Plätze in den
Notunterkünften nicht aus.
Auch in Frankreich gehörten Obdachlose zu den wenigen Kälteopfern
dieses Winters, die nicht zahlenmäßig erfasst wurden. Ungewöhnlich
kalte Temperaturen waren auch in Ungarn für mindestens 77 Todesfälle
verantwortlich. In Italien und Tschechien wurden je zehn Kältetote
gezählt, in der Schweiz erfroren zwei Menschen ebenso wie in der
spanischen Mittelmeerstadt Valencia. Die Türkei registrierte fünf
Kältetote. In Griechenland waren trotz der ungewöhnlichen
Schneekatastrophe zum Jahreswechsel keine Erfrierungsopfer zu
beklagen.
Trotz Notunterkünften und Hilfsangeboten in den meisten größeren
Städten erfrieren auch in Deutschland in jedem Winter einige
Menschen. In Sachsen-Anhalt war Anfang Januar ein 44-Jähriger
Obdachloser erfroren in einem leer stehenden Haus gefunden worden.
Ein volltrunkener Mann wurde leblos an einer Tankstelle gefunden,
Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Ein etwa 30-jähriger Mann
starb in einem Windrad in Sachsen, wo er vermutlich Schutz vor der
Kälte suchte. Einem Radfahrer wurde in Brandenburg sein Sturz vom
Fahrrad zum Verhängnis - verletzt auf dem Weg liegend erfror er.(APA/dpa)