Wirtschaft
Basel II wird für Tourismus zur Härteprobe
45 Prozent der Betriebe müssen mit Kreditverteuerung rechnen
Saalfelden - Die geplante Neuordnung der internationalen
Eigenkapitalrichtlinien von den Banken - Basel II -, die für
Betriebe mit schlechter Bonität eine Verteuerung der Kredite bringen
wird, bereitet der überschuldeten Tourismuswirtschaft Kopfzerbrechen.
25 Prozent der Tourismusbetriebe würde wegen ihrer schlechten
Eigenkapitalausstattung eine Verteuerung der Kredite nicht überleben,
schätzt der Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und
Tourismusbank (ÖHT), Franz Hartl. Vier- und Fünfsternhotels könnten derzeit im Schnitt eine
Zinsverteuerung von 2 Prozentpunkten aushalten, Dreisternbetriebe von
1 Prozent, meint Hartl am Mittwoch auf dem Hotelierkongress der
Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) in Saalfelden, der noch
bis morgen läuft. Die Top 25 Prozent der Tourismusbetriebe könnten
sogar eine Verteuerung um 13 Prozentpunkte (gehobene Hotellerie) bzw.
9 Prozentpunkte (Dreisternhotellerie) verkraften. Bei jenen unteren
25 Prozent der Betriebe, die eine schlechte Bonität aufweisen, sei
jedoch bereits heute kein Spielraum mehr drinnen, ist Hartl
überzeugt.
Einnahmenentwicklung erfreulich
Die Tourismuswirtschaft habe 2000 und 2001 zwar wieder mehr
investiert, die Einnahmenentwicklung sei wieder erfreulicher,
Personal- und Wareneinsatzkosten seien gesenkt und die
Entschuldungsdauer in den vergangenen Jahren verkürzt worden,
erläuterte Hartl. Die schlechte Eigenkapitalquote sei aber noch immer
der "Pferdefuß der Tourismuswirtschaft", hier bestehe großer
Handlungsbedarf.
Fremdfinanzierungsquote extrem hoch
Die Tourismuswirtschaft weise eine extrem hohe
Fremdfinanzierungsquote auf, betonte Hartl. Die Financiers der
Hotellerie seien zu 89 Prozent die Banken, nur 3 Prozent kämen von
Privatfinanciers. Die von der Tourismuswirtschaft vielfach als
positives Asset ins Rennen geführten Stillen Reserven könnten nur in
guten Zeiten eine negatige Eigenkapitalquote ausgleichen, warnt
Hartl. In wirtschaftlich schlechten Zeiten hingegen würden Stille
Reserven ebenfalls eine Belastung darstellen.
Für die Tourismuswirtschaft wäre bei Basel II eine
Kredituntergrenze notwendig, für die Basel II nicht angewendet würde,
bemerkte Einicher. Außerdem dürfe es keinen Risikoaufschlag für
Langfristfinanzierungen geben. Dingliche Sicherheiten wie Hypotheken
müssten bei der Kreditvergabe von den Banken anerkannt werden,
forderte Einicher. Das Risiko könnte auch durch
Bürgschaftseinrichtungen auf Bundes- oder Landesebene wie die ÖHT,
die FGG oder Landesgarantieeinrichtungen gesenkt und Kredite dadurch
verbilligt werden, stellte Einicher fest. (APA)