Graz - Die Kritik der Grazer Kunstszene an den Kulturpolitikern der Stadt und des Landes Steiermark reißt nicht ab: Beklagt werden "das Austrocknen der Szene" und eine "wachsende Ignoranz der Kulturpolitik". Aktueller Anlass für die Protestwelle ist die 15-Prozent-Sperre der städtischen Subventionen. Diese gefährde u. a. 13 Arbeitsplätze beim Verein Kultur in Graz (KiG), der in den letzten drei Jahren 36 Arbeitsplätze innerhalb verschiedener Kulturinitiativen schaffen konnte. Anita Hofer, die Geschäftsführerin von KiG, dem mittlerweile 27 Vereine und rund 30 Künstler beigetreten sind, fordert "eine Kulturpolitik, die mit der Szene kommuniziert". Im Juli des vergangenen Jahres habe Kulturlandesrat Gerhard Hirschmann (VP) versprochen, einen Beirat mit Leuten aus der freien Szene zu installieren: "Und jetzt ist es bereits Jänner!" "Ich sitze doch im Boot mit allen, die sich in den letzten Tagen gemeldet haben", kontert Hirschmann, "aber ich kann niemandem mehr Geld geben, ohne es einem anderen wegzunehmen." So soll bei den Bühnen Graz, die wie das Joanneum in eine selbständige GmbH umgewandelt werden sollen, Subventionen gekürzt werden: Einen Teil des Geldes sollen freie Theater bekommen. "Die spielen uns gegeneinander aus", meinte der Grazer Schauspieldirektor Matthias Fontheim, der in seinem Haus derzeit eine ausverkaufte Koproduktion mit einer freien Gruppe, dem Theater im Bahnhof, zeigt. Fontheim, der von den GmbH-Plänen noch nicht informiert worden sein will: "Mir sagt ja erst mal keiner was. Dass wir zurzeit super Besucherzahlen haben, passt Hirschmann nicht, er will auf jeden Fall sparen." Sparen will sich Hirschmann auch die Ausschreibung des Kunsthaus-Leiters, "es sei denn, wir verstoßen da gegen irgendein blödes Bundesgesetz." Der neue Geschäftsführer der Joanneum GmbH, der bis März feststehen soll, werde jedenfalls inhaltlich mitreden, da das rund 43,6 Millionen Euro (600 Millionen Schilling) teure Kunsthaus Teil der GmbH sein wird. Margarete Makovec, Geschäftsführerin des Kulturvereins Rotor und Mitglied des Programmarbeitskreises 2003: "Ohne Ausschreibung werden wir international absolut nicht mithalten können, denn neben der schönen Hülle braucht das Haus klare Inhalte zum Überleben." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 1. 2002)