Graz - Ungebrochen richtet sich Karl Starks Eifer gegen alles, was in der Kunst seit 1945 je Mode war. Das teilt sich nicht nur in den Werken des allem Innovationsdrang unbeirrt trotzenden Expressionisten mit. 1980 gründete Stark seine eigene Galerie in Wien, die Galerie Austria, welche mit ihm auch Künstler wie Hans Böhler oder Leopold Birstinger vor dem Vergessenwerden schützen soll.
Nicht zuletzt hat Stark auch die Wiederentdeckung von Klassikern wie Richard Gerstl oder Albin Egger-Lienz maßgeblich befördert. Das Grazer Joanneum ehrt den Künstler aus Anlass seines 80. Geburtstags mit einer großen Retrospektive. Dazu erschien eine aufwändig gestaltete Monographie. Zum überwiegenden Teil hat private Sammlertätigkeit die repräsentative Schau ermöglicht: die von Rudolf Leopold, dem Stark über viele Jahre auch als Ankaufsberater zur Seite stand, vor allem aber die des Rechtsanwalts Bernhard Hainz, der bereits weitere Projekte zur Aufbereitung gegenständlicher Nachkriegs-moderne in Planung hat.
Im chronologisch durch das Oeuvre gelegten Parcours werden Starks Vorbilder rasch deutlich. Den vorwiegend mit breitem Pinsel ausgeführten, gestisch pastosen Farbauftrag haben Herbert Boeckl und Anton Kolig ermöglicht. Wo die malerische Wucht und Spontaneität alle Erfordernisse zur zeichnerischen Gegenstandsbegrenzung mutig durchbricht, sich das Motiv aus der Substanz der dick über- und ineinander gelegten Farbspuren baut, lässt Richard Gerstl grüßen.
Am geschlossensten präsentiert sich die nach ihrem Entstehungsort benannte Brigittenauer Serie. Von hohem Betrachterstandpunkt aus, in manchmal gänzlich horizont- losen Bildern, hat Stark sich Anregungen aus Kokoschkas Dresdner Werkgruppe schmecken lassen und die schütter verbaute Stadtlandschaft des Wiener Bezirks in flächig nebeneinander gelegte, im Pinselduktus gleichwohl strukturierte Farbfelder übersetzt. Die vom Kunsthistoriker Franz Smola angesprochene Funktion der Farbe als Träger von Licht kommt in den Ölbildern außerhalb der Brigittenauer Periode nicht überall zum Tragen. Anders in den bei Nolde angelehnten Gouachen des Künstlers, die das Herzstück der Schau bilden.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 1. 2002)