Mensch
Stammzellen auch ohne die Tötung von Embryonen?
Kölner Forscher stößt mit alternativem Ansatz auf Skepsis
Köln/München - Der Kölner Forscher Jürgen Hescheler will
prüfen, ob embryonale Stammzellen auch ohne die Tötung von Embryonen
gewonnen werden können. Dies könne eine Alternative zu den bisher
eingesetzten Verfahren sein, schreibt Hescheler, Leiter des Instituts
für Neurologie an der Universität zu Köln, im "Rheinischen Merkur"
vom kommenden Freitag. Er möchte aus Mäuse-Embryonen im Reagenzglas
mit hauchdünnen Pipetten einzelne Zellen entnehmen, ohne dass die
Embryonen dabei zu Grunde gehen. "Das ist ein intellektuelles Jonglieren", kommentierte der
Stammzellforscher Wolfgang-Michael Franz von der Münchner
Ludwig-Maximilians-Universität die Idee, diese Methode bei
menschlichen Embryonen zu nutzen. Es handle sich erst um einen
theoretischen Ansatz, und es sei keinesfalls sicher, dass der Embryo
dabei nicht geschädigt werde. Zudem werde es sicherlich schwer, für
diesen Zweck Frauen zu finden. "Denn für den Embryo und die Mutter
ist kein therapeutischer Nutzen erkennbar", sagte Franz. "Ist
es wirklich sinnvoll, diesen Ansatz zu wählen, wenn jetzt bereits
schon zahlreiche überzählige Embryonen in der Bundesrepublik zur
Verfügung stehen?"
Bereits seit einigen Jahren setzen Forscher neue Zellen in
bestimmte Embryostadien (Blastozysten) von Mäusen ein, um
Versuchstiere mit gewünschten genetischen Eigenschaften zu erhalten.
Dazu durchstechen sie laut Hescheler die äußere Zellschicht des
Keimlings mit einer hauchdünnen Glaspipette. "Ähnlich könnte nun auch
die Entnahme von embryonalen Stammzellen aus der inneren Zellmasse
der Blastozyste erfolgen", schreibt der Kölner Neurophysiologe. Ein
Forschungsantrag zum Testen der Methode bei Mäusen sei bereits
gestellt. An menschlichen Embryonen sei diese Methode noch nicht
geprüft worden.(APA/dpa)