Geschlechterpolitik
"Weg von der Anbiederei, Gregor Gysi"
Alice Schwarzer macht dem Berliner Frauensenator Beine
Hamburg - Die deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer
hat dem neuen Berliner Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen,
Gregor Gysi (PDS), Ratschläge für seine Frauenpolitik erteilt. Die
"Emma"-Herausgeberin sagte der Wochenzeitung "Die Zeit": "Will ein
Frauensenator Gysi wirklich etwas reißen, muss er weg von der
Anbiederei und hin zum unbequemen Leben." Schwarzer forderte Gysi
auf: "Gehen Sie auf den Strich, Genosse Frauensenator, und fragen
Sie, warum da wirklich angeschafft wird." "Gehen Sie in die Disco, und sehen Sie, wie dank der Frauensucht
Nummer Eins, der Essensverweigerung, Mädchen in einem Land des
Überflusses verhungern. Gehen Sie in die Koranschulen, und hören Sie,
welche Frauenverachtung da gelehrt wird. Gehen Sie in die
Frauenhäuser, und sehen Sie, wie die alltägliche Gewalt gegen Frauen
und Kinder die Körper und Seelen zerstört. Gehen Sie in die Vororte,
und fragen Sie die Frauen hinter den Gardinen, warum sie zu Hause
hocken. Und gehen Sie in die Führungsetagen, und fragen Sie: Sag mir,
wo die Frauen sind?" Die Feministin schloss: "Träumen Sie nicht
länger, Genosse Frauensenator. Wachen Sie auf, und begreifen Sie:
Frauen sind kein Mysterium, Frauen sind Menschen." (APA/AP)