Wien/Linz - "Wir wollen Alkohol nicht verteufeln, aber es muss ein Umdenken stattfinden." Waltraud Witowetz-Müller von den Kinderfreunden ist dieser Meinung - 90 Prozent der unter 16-Jährigen hatten in Österreich bereits Kontakt mit Alkohol, zeigt eine Umfrage unter 500 Jugendlichen. Es schmeckt, sagt jedes zweite Kind im Alter von elf Jahren. Und von denen, die noch nicht sieben sind, haben auch schon zehn Prozent Geistreiches probiert."Die Ergebnisse der Studie haben mich nicht überrascht", erklärte Heidi Schrodt, AHS-Direktorin in Wien. In den 27 Jahren ihrer Schultätigkeit habe sie erlebt, dass das Einstiegsalter bei der Droge Alkohol sinke. Aktion "Alk? Up2U!" Die Aktion "Alk? Up2U!" von den Kinderfreunden und dem Konsumgüterproduzenten Procter&Gamble soll dagegen helfen. Es soll zur Bewusstseinsbildung und Suchtvorbeugung beigetragen werden, vor allem mit einer Broschüre. Eine nächste Infoschrift zur Suchtprävention ist bereits in Vorbereitung. Sie soll die Eltern von Volksschulkindern über Risiko- und Schutzfaktoren und wichtige Kontaktadressen informieren. Parallel dazu wird laut dem Wiener Drogenkoordinator Peter Hacker ab Herbst eine Seminarreihe für Volksschullehrerinnen und Eltern durchgeführt. Geld dafür kam bei einer Benefizvorstellung von "Hair" im Wiener Raimundtheater zusammen. "Erstmals ist es gelungen, für dieses schwierige Thema Geld in so großem Umfang zu sammeln", freut sich Hacker über 6000 Euro (82.562 Schilling). Konnex Tiefstpreise Die Wichtigkeit dieser Initiativen unterstreicht der Suchtgiftbericht der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion. Drogen sind derzeit so billig wie noch nie, stellten die Kriminalisten fest (DER STANDARD berichtete), und sie machen dafür vor allem den Umstand verantwortlich, dass immer mehr Jugendliche als "Kleindealer" tätig sind, meist in Discotheken und anderen Lokalen. "Die Tiefstpreise hängen mit dem großen Angebot zusammen", sagt Alois Lißl von der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion. Besonders fleißige Kleindealer würden überdies mit Gratis-Kokain belohnt. Als alarmierend wertet Lißl, dass bei vielen Jugendlichen so gut wie kein "Unrechtsbewusstsein" vorhanden sei. "Alkohol ist viel gefährlicher", rechtfertigen sich junge Suchtgiftkonsumenten. (DER STANDARD, Printausgabe 26./27.01.2002)