Finanzen & Börse
Wien ist anders
ATX hat sich laut Finanzmarktstabilitätsbericht der OeNB in Kursperformance von internationalen Leitbörsen abgekoppelt
Wien - Der Wiener Leitindex ATX hat sich in seiner
Kursperformance von seinen internationalen Pendants weiter
abgekoppelt. Das geht aus dem Finanzmarktstabilitätsbericht der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) für Dezember 2001 hervor. Die
geringe Liquidität des Wiener Marktes dürfte die Nachfrage nach
österreichischen Aktien gedämpft und eine schwache Kursentwicklung
wesentlich mitverursacht haben. Damit haben sich die internationalen
Kursschwankungen aber auch vergleichsweise schwach auf die Wiener
Börse übertragen, so die OeNB.Geringere Korrelation des ATX
Für die OeNB kommt das in der deutlich geringeren Korrelation des
ATX zu wichtigen ausländischen Aktienindizes zum Ausdruck. In der
zweiten Hälfte der Neunzigerjahre hat sich die Korrelation des ATX zu
ausländischen Aktienindizes sogar weiter verringert. Während andere
Börsenplätze untereinander eine Korrelation von mehr als 0,9
aufweisen, beträgt jene der Wiener Börse zu anderen Börsenplätzen nur
bis zu 0,6. Der Korrelationskoeffizient misst den statistischen
Zusammenhang zweier Indizes und reicht von minus eins für eine exakt
gegensätzliche Entwicklung bis eins für identische Kursverläufe.
Der Erste Bank-Analyse Ralf Burchert hat gleich mehrere
Erklärungen für die Abkopplung des ATX von internationalen
Leitindizes parat. Zum einem habe es in Wien eine Reihe von
Sondersituationen bei Indexschwergewichten gegeben, die sich stark
auf die ATX-Entwicklung und die Korrelationen ausgewirkt haben. Als
Beispiel führt Burchert den kräftigen Kursanstieg der Austria Tabak
(AT) vor dem Verkauf an die britische Gallaher oder die von
Privatisierungsfantasie getriebene Telekom Austria (TA) an. Bei
Verbund und EVN wurden die Überkreuzbeteiligungen aufgelöst und die
Erste Bank habe stark von der Ostexpansion profitiert, nennt Burchert
weitere Beispiele.
Investoren orientieren sich seit Euro stärker an Branchen
Zudem würden sich Investoren seit der Euro-Einführung 1999 viel
stärker an Branchenbetrachtungen als an regionalen Märkten
orientieren. So können heimische Aktien durchaus internationale
Branchentrends nachvollziehen, da der ATX aber in seiner
Branchengewichtung stark von anderen Indizes abweicht, ist die
Korrelation niedrig. So ist etwa der deutsche DAX viel
technologielastiger als das Wiener Börsenbarometer. "Wir haben eine
entschieden andere Indexgewichtung als internationale Indizes, das
hat sicher eine Abkopplung bewirkt". (APA)