Inland
For Sale: Hercules C-130K , Baujahr '75
Österreichisches Bundesheer will bei britischem Sonder-Angebot zuschlagen
Wien - Transportmaschinen stehen schon lange auf der
Wunschliste des Verteidigungsministeriums. Ein Anfang des Jahres von
Großbritannien unterbreitetes Angebot könnte hier nun Abhilfe
schaffen, hoffen die Heeres-Flieger. Die Briten wollen aus den
Beständen der "Royal Air Force" (RAF) drei rund 25 Jahre alte, aber
generalüberholte Maschinen vom Typ C-130K "Hercules" verkaufen. Als
Preis werden rund 33 Millionen Euro (454 Mill. S) genannt. Nach der
Überholung könnten die viermotorigen Propellermaschinen zumindest 20
Jahre im Einsatz stehen, so Brigadier Erich Wolf von der
Luftabteilung des Verteidigungsministeriums am Freitag gegenüber der
APA. Das Angebot ist von britischer Seite ausgegangen, nachdem dort
entsprechende Überlegungen Österreichs bekannt geworden seien.
Verteidigungsminister Herbert Scheibner (F) hat dann den Auftrag
gegeben, eine Prüfung einzuleiten. Anfang Jänner war eine britische
Delegation in Wien, um die Details zu präsentieren. Anfang Februar
wiederum soll eine österreichische Delegation nach Großbritannien
fahren. Eine Entscheidung über den Ankauf könnte dann im Februar
fallen. Wolf weiter: "Im optimalen Fall könnte die erste C-130 mit
österreichischer Crew am 1.1.2003 den ersten Auftrag fliegen." Die
Lieferung der weiteren Maschinen würde im Lauf des kommenden Jahres
erfolgen. Zur Finanzierung verwies Scheibner auf eine Beschlusslage
der Regierung im Rahmen des Anti-Terror-Pakets und der europäischen
Einsatzkräfte.
Die Ausbildung von Piloten und Technikern ist in dem britischen
Angebot enthalten. Auch für die weitere Wartung würden bei dem
Unternehmen "Marshall Aerospace" in Cambridge, das auch die
Überholung durchführen würde, Konditionen angeboten, wie sie auch die
RAF erhalte.
Keine Lösung wären die "Hercules"-Maschinen freilich für das
kurzfristige Transportprobleme des Heeres. Vor allem zur Versorgung
des Kontingents im Kosovo ist derzeit eine spanische Casa CN 35-300,
die von österreichischen Piloten geflogen wird, angemietet. Der
Mietvertrag läuft aber Ende März aus. Für den Fall, dass der
Hercules-Deal zu Stande kommt, würde als Ersatz eine Ausschreibung
für Transportkapazität erfolgen. Diese Ausschreibung würde dann auch
die Crews umfassen, weil die eigenen Piloten bereits ab Jahresmitte
in England ausgebildet würden.
Die Frage der Transportkapazität ist zuletzt im Rahmen der Debatte
um die europäische Eingreiftruppe diskutiert worden. Europaweit
besteht in diesem Bereich ein Mangel. Deutlich geworden ist dies auch
bei der Vorbereitung des internationalen
Afghanistan-Friedenseinsatzes, so Wolf. Deutschland etwa verfüge
lediglich über Transall-Transporter. Diese seien zu klein und hätten
eine zu geringe Reichweite. Für die Verlegung des deutschen
Kontingents - und die dort integrierten österreichischen Soldaten -
müsse daher auf die Niederlande zurück gegriffen werde. Wolf: "Hätten
wir die Hercules schon, könnten wir unsere Soldaten selbst fliegen
und auch den Deutschen noch Transportkapazität anbieten."
Wichtiger sei eigene Lufttransport-Kapazität aber im Notfall, wenn
etwa eine Evakuierung eigener Truppen aus einem Krisengebiet nötig
sein sollte. Aber auch österreichisches Botschaftspersonal könnte so
rasch aus einem Land heraus gebracht werden.
Die C-130 wurde erstmals Mitte der fünfziger Jahre gebaut. Nach
Angaben des Produzenten Lockheed-Martin wurden weltweit bisher 2.200
Stück ausgeliefert, von denen 1.600 in mehr als 65 Staaten noch im
Einsatz seien. Die von den Briten nun angebotenen Maschinen könnten
wahlweise bis zu 92 Personen oder bis zu 25 Tonnen Fracht
transportieren. In einem für Österreich relevanten Operationsradius
von rund 3.000 Kilometer könnten rund 20 Tonnen transportiert werden,
so Wolf.
In Großbritannien werden 25 Hercules außer Betrieb genommen, weil
teils auf die größere C-17 (USA), teils auf das künftige europäische
Projekt Airbus A400M umgestiegen werden soll. Rund 25 C-130 einer
neueren Version seien aber auch auf der Insel weiter im Einsatz.
Ein ähnliches Angebot - ebenfalls für britische Maschinen - liegt
auch vom Produzenten Lockheed-Martin direkt vor. Im
Verteidigungsministerium würde aber dem britischen Offert der Vorzug
gegeben, weil es sich um ein Geschäft zwischen den Regierungen
handeln würde. Auch würden Überholung und Ausbildung in Europa
erfolgen.
SPÖ warnt vor Ankauf von "Uraltprodukten"
SPÖ-Wehrsprecher Anton Gaal hat am Freitag vor dem
Ankauf von "Uraltprodukten" für das Bundesheer gewarnt. Die 25 Jahre
alten Transport-Maschinen vom Typ C-130K "Hercules", die dem
österreichischen Bundesheer von Großbritannien angeboten wurden,
wären bereits von den meisten Staaten aus ihren Heeresbeständen
ausgeschieden worden, weil sie noch immer mit einer
Fünf-Mann-Besatzung geflogen werden müssten, so Gaal in einer
Aussendung.
"Anstatt High Tech dem österreichischen Bundesheer zuzuführen, ist
die Gefahr sehr groß, überholtes Material anzukaufen", meinte Gaal.
Nach vorliegenden Berichten wolle das Verteidigungsministerium
überdies "nur einen Beschaffungsvorgang durchführen, ohne
dementsprechende Vorteile für die österreichische Wirtschaft zu
lukrieren". Vor der Abwicklung des Geschäfts wären auf
parlamentarischer Ebene jedenfalls noch viele Fragen zu klären. (APA)