Afrika
Massenproteste in Madagaskar gehen weiter
Zweiter Tag des Generalstreiks: Regierung sagt Oppositionskandidaten Rundfunkansprache und Pluralismus in den Medien zu
Antananarivo - Am zweiten Tag des Generalstreiks auf
Madagaskar haben Hunderttausende Demonstranten Augenzeugen zufolge
versucht, die Kontrolle über das Gebäude des staatlichen Fernsehens
in der Hauptstadt Antananarivo zu bekommen. Unterhändler der
Demonstranten hätten versucht, Soldaten und Polizisten davon zu
überzeugen, ihnen friedlich das Gebäude zu überlassen. Es blieb aber
zunächst unklar, ob die Demonstranten ihr Ziel erreichten. Eine
zweite Gruppe Demonstranten marschierte auf das Gebäude des
Staatsradios zu. Der oppositionelle Präsidentschaftskandidat Marc Ravalomanana
hatte zu dem Streik aufgerufen, um Präsident Didier Ratsiraka zum
Rücktritt zu bewegen. Er hatte Ratsiraka Fälschung der Wahlergebnisse
im Dezember vorgeworfen.
Augenzeugen berichteten von 750.000 bis zu eine Million Menschen,
die sich den Protesten gegen die Regierung angeschlossen hatten.
Geschäfte blieben geschlossen, der öffentliche Verkehr kam zum
Erliegen. Auch der Betrieb auf dem größten Flughafen der Stadt wurde
unterbrochen.
Ratsiraka, in dem viele den "Vater der Nation" sehen, ist seit
über zwei Jahrzehnten an der Macht. Bei der Wahl im Dezember hatte
Ratsiraka nach dem offiziellen Ergebnis sechs Prozent mehr als
Ravalomanana erhalten, war jedoch nicht über die für einen Sieg im
ersten Wahlgang erforderliche 50-Prozentmarke hinausgekommen. Für den
24. Februar ist eine zweiter Wahlgang geplant.
Demonstranten räumen Rundfunkgebäude
Einige Demonstranten besetzten die Gebäude des staatlichen
Fernsehens und Rundfunks. Die Regierung sagte nach Angaben der
Demonstranten dem oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Marc
Ravalomanana eine Rundfunkansprache zu, woraufhin dessen Anhänger die
Gebäude des Rundfunks in der Hauptstadt Antananarivo wieder räumten.
Ravalomanana hatte dort mit Vertretern des Senders über eine
friedliche Übergabe der Station verhandelt. Neben der Zusage für eine
Ansprache an die Nation sagte die Regierung den Demonstranten zufolge
zu, im Fernsehen und Radio Pluralismus zu respektieren.
Der Geschäftsmann und Millionär Ravalomanana fordert eine
Nachzählung der Stimmen der Dezemberwahl und einen Ausschluss des
Amtsinhabers Didier Ratsiraka von der Wahl. Ravalomanana ist auch
Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo. Die öffentlichen
Verkehrsbetriebe stellten den zweiten Tag in Folge ihren Dienst ein,
Geschäfte und der wichtigste Flughafen blieben geschlossen. (APA/Reuters)