Nahost
Hobeika hinterlässt angeblich Belastungsmaterial gegen Sharon
Vertraute wollen von Dokumenten an sicherem Ort wissen
Beirut - Enge Vertraute des ermordeten libanesischen
Ex-Milizenchefs Elie Hobeika (45) sind nach eigenen Angaben im Besitz
von Dokumenten, die den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon
belasten. Hobeika, der am Donnerstag in Beirut bei der Explosion
einer Autobombe ums Leben gekommen war, habe um sein Leben
gefürchtet. Er habe deswegen die Dokumente an einem sicheren Ort
aufbewahrt, erklärten Freunde des Ermordeten am Freitag in der
libanesischen Hauptstadt. "Die Dokumente belegen die Verwickelung Ariel Sharons, der 1982,
als die Massaker in den Palästinenserlagern von Beirut verübt wurden,
Verteidigungsminister war", sagte einer von ihnen. Hobeika, der
verschiedene Ministerposten innehatte und während des libanesischen
Bürgerkrieges (1975-1990) Geheimdienstchef der Christenmiliz gewesen
war, gilt selbst als einer der Hauptverantwortlichen für das
Massaker, das von der Miliz unter den Augen der israelischen Armee
verübt worden war.
Libanesische Politiker, darunter auch Präsident Emile Lahoud,
erklärten unterdessen, der israelische Geheimdienst Mossad müsse
hinter dem Attentat auf Hobeika stecken. Die Israelis hätten Hobeika
getötet, um zu verhindern, dass er vor einem Gericht in Belgien gegen
Sharon aussage. Auf die Frage, ob ein Libanese eventuell als Täter in
Frage komme, sagte Lahoud, in Anspielung auf den Bürgerkrieg: "Die
Libanesen wollen die Uhr nicht zurückdrehen."
Die belgische Justiz will voraussichtlich am 6. März entscheiden,
ob sie ein Verfahren gegen Sharon eröffnet. 23 Überlebende der
Angriffe auf die Lager Sabra und Shatila hatten in Belgien eine Klage
gegen den damaligen Verteidigungsminister eingereicht. Belgien hat
ein Gesetz, dass es seinen Justizbehörden erlaubt, Verstöße gegen
internationales Recht zu verfolgen, auch wenn diese keine direkte
Verbindung zu Belgien aufweisen.(APA/dpa)