Der Anteil des Pkw-Geschäftes am Gesamtumsatz der Fiat- Holding ist in den vergangenen drei Jahren von über 50 auf 41 Prozent gesunken. Der Anteil werde weiter schrumpfen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Fiat SpA, Paolo Cantarella, im Gespräch mit dem Standard. "Wir konzentrieren uns künftig auf antizyklische Bereiche, um uns bestmöglich vor Marktrisiken zu schützen." Man wolle vor allem bei der Festtelefonie, im Versicherungsbereich und als EDV-Dienstleister wachsen. "Die Autosparte bleibt auch in Zukunft von Bedeutung", doch Cantarella ist mit der Rentabilität unzufrieden: Der Konzern wird 2001 mit 800 Mio. € (rund elf Mrd. S) Verlust abschließen. Hoffnungsträger der neuen vierteiligen Konzernstruktur (Fiat-Lancia, Alfa, Dienstleistungen, Internationales Geschäft) ist Alfa Romeo. "Es ist eine globale Marke", bestätigte Cantarella den erfolgreichen Relaunch der Marke. Ab 2005 wird Alfa auch in den USA vermarktet. Allianz mit GM wird ausgebaut Auch werde die 2001 gestartete Allianz mit GM - insbesondere mit deren Tochter Opel - ausgebaut. GM besitzt ein Vorkaufsrecht für die restlichen 80 Prozent von Fiat Auto, ab 2004 könnten die Amerikaner davon Gebrauch machen. Giancarlo Boschetti, der neue Chef von Fiat Auto und Nachfolger des geschassten Roberto Testore, habe die Einteilung in Business-Units bereits beim Nutzfahrzeughersteller Iveco mit Erfolg durchgeführt, deshalb seine Nominierung. "Weitere Köpfe im Spitzenmanagement werden rollen", drohte Cantarella. Fiat Auto muss 18 Fabriken schließen, 6000 Arbeitsplätze streichen und eine Kapitalerhöhung von einer Mrd. € durchführen. Der Fiat-Boss besteht auf Beteiligungsveräußerungen in Höhe von zwei Mrd. Euro heuer und einer Mrd. im nächsten Jahr. "Wir machen den konkreten Verkaufsplan nicht publik, um glaubwürdig zu bleiben. Denn in letzter Minute könnten wir mehr oder andere Beteiligungen als geplant abstoßen." Zukunft im Dienstleistungsbereich Die Konzernzukunft liegt für Cantarella aber im Dienstleistungsbereich. So plädierte er für ein Zusammengehen der Versicherungstochter Toro mit den beiden Assekuranzunternehmen Fondiaria und Sai. So entstünde nach Generali Italiens zweitgrößter Versicherungskonzern. Im EDV-Dienstleistungsbereich (Business Solution) soll der Umsatz demnächst von zwei auf drei Mrd. € wachsen. Auch in der Festtelefonie ist eine Spitzenposition angestrebt. Cantarella plädiert für ein Zusammengehen der Fiat- Festnetztöchter Edisontel und Atlanet mit Albacom. Damit entstünde Italiens drittgrößtes Festnetz- und Datenübertragungsunternehmen mit zurzeit 112.000 Geschäftskunden. Im Energiegeschäft avancierte Fiat bereits durch die Montedison-Übernahme (gemeinsam mit der französischen EdF) zum zweitgrößten Energiekonzern des Landes. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Printausgabe 26.1.2002)