Kabul - Der berühmteste Bewohner des Zoos von Kabul, der einäugige Löwe Marjan, ist gestorben. Das etwa 25-jährige Tier erlag vermutlich einem altersbedingten Leber- und Nierenversagen, wie John Walsh vom Vorstand der Welttierschutz-Gesellschaft (WSPA) am Samstag erklärte. Der Löwe galt vielen als ein Symbol des Leidens in der kriegszerstörten Stadt. Er war das Opfer eines Racheakts geworden: Marjan tötete in den 90er Jahren einen afghanischen Guerillakämpfer, der vor seinen Freunden prahlte und über die Absperrung in das Löwengehege kletterte. Tags darauf warf der Bruder des Opfers eine Handgranate in den Käfig, deren Explosion dem Löwen ein Auge kostete. Er hatte seitdem Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Die WSPA plante deshalb in den vergangenen Tagen den Bau einer Rampe, damit er aus seinem Käfig ins Gehege hätte finden können. "Obwohl er blind war, war er ein zäher, tapferer Kerl", sagte Walsh. Die afghanische Regierung erwäge ein eigenes Begräbnis für den Löwen. Bei einem Besuch von Vertretern der WSPA in der vergangenen Woche wurde über Hilfen für den Zoo beraten. Die Anlage, in der noch etwa 120 Tiere 20 verschiedener Arten ihr Dasein fristen, ist nach Jahren des Krieges und der Vernachlässigung in einem traurigen Zustand. Tierparks in aller Welt haben etwa 400.000 Dollar (rund 450.000 Euro) für den Bau eines neuen Zoos in der afghanischen Hauptstadt aufgebracht. (APA/AP)