Nahost
Frau verübt Selbstmordanschlag
Vermutlich zwei Tote und bis zu 100 Verletzte in Jerusalem - Israel macht Arafat verantwortlich - Autonomiebehörde verurteilt Anschlag
Jerusalem - Eine palästinensische
Selbstmordattentäterin hat am Sonntag in der Innenstadt von Jerusalem
mindestens einen Menschen mit in den Tod gerissen und bis zu hundert
Personen verletzt. Nach Angaben von Rettungsdiensten und Polizei
erlitten 37 Menschen durch umherfliegende Splitter und Trümmer
Verletzungen, viele weitere wurden wegen Schocks behandelt.
Polizeikreisen zufolge wurde möglicherweise auch ein Mann getötet. Es
seien am Tatort auch Teile einer männlichen Leiche gefunden.Israel macht Arafat verantwortlich
Israel machte umgehend Palästinenserpräsident Yasser Arafat
verantwortlich. Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte das
Attentat. Der Selbstmordattentäterin sprengte sich vor der Pizzeria
Sbarro an der Kreuzung der Jaffastraße und der King-George-Straße in
die Luft. Sie habe einen "sehr starken Sprengsatz" verwendet", sagte
der Polizeichef von Jerusalem, Micky Levy, im öffentlichen Rundfunk.
Vor derselben Pizzeria hatte ein palästinensischer
Selbstmordattentäter im vergangenen August 15 Menschen getötet.
Nach israelischen Polizeiangaben war es das erste Mal, dass eine
Palästinenserin einen derartigen Anschlag im
palästinensisch-israelischen Konflikt verübte. Der libanesische
Fernsehsender der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz berichtete, die
Attentäterin Studentin der Universität El Nadshah in Nablus im
Westjordanland gewesen.
Arafat habe "die Terroristen ermutigt, Selbstmordanschläge zu
verüben", sagte der Sprecher von Ministerpräsident Ariel Scharon,
Raanan Gissin. Er begründete diesen Vorwurf damit, dass Arafat erst
am Samstag in Ramallah erneut gesagt habe, er wolle sein Leben als
"Märtyrer für Jerusalem" beenden. Der israelische Präsident Moshe
Katzav hatte Arafat bereits vor dem Anschlag vorgeworfen, zu
anti-israelischen Anschlägen zu ermutigen.
Autonomiebehörde verurteilt Anschlag
"Wir verurteilen diesen Angriff auf israelische Bürger
vollkommen", hieß es in einer am Sonntagmittag veröffentlichten
Erklärung der palästinensischen Autonomiebehörde. Sie forderte
US-Präsident George W. Bush auf, seinen Sondergesandten Anthony Zinni
zu neuen Vermittlungsbemühungen in die Region zu schicken. Auch der
außenpolitische EU-Beauftragte Javier Solana sowie die
Bundesregierung verurteilten den Anschlag scharf. Ägypten und
Jordanien schlossen sich in Botschaften ihrer Außenministerien dem
an, wiesen die Schuld jedoch Israel zu.
Radikale Palästinenser befreit
Mehr als hundert Palästinenser befreiten Stunden später sieben
Mitglieder radikaler Palästinenserorganisationen aus einem Gefängnis
in Bethlehem. Wie palästinensische Sicherheitskräfte berichteten,
befreiten die Menschen unter anderen den von Israel gesuchten Jahyja
Daamsa, Mitglied der Fatah-Organisation von Arafat. Die anderen sechs
gehörten demnach der Gruppe Islamischer Dschihad an. Den Angaben
zufolge hatten die meisten Wachen das Gefängnis im Westjordanland aus
Angst vor israelischen Militärschlägen verlassen. (APA/Reuters/AP)