STANDARD-Mitarbeiter Johnny Erling aus Peking

Die chinesische Zentralbank hat zum ersten Mal bestätigt, dass sie den Euro in der Zusammensetzung ihrer Devisenreserven zur zweitwichtigsten Währung noch vor Japans Yen aufgewertet hat. "Der Dollar ist Nummer eins, der Euro Nummer zwei und der Yen die Nummer drei", sagte Notenbankchef Dai Xianglong in Peking. Er ließ aber offen, in welcher Höhe der Euro unter den Zentralbankreserven Chinas vertreten ist, von denen traditionell rund zwei Drittel in Dollar und US-Schatzanleihen festgelegt sind. Ausländische Banker gehen von bis zu 20 Prozent Euro aus.

Die von chinesischer Seite angeblich beim Schanghai-Besuch von Finanzminister Hans Eichel angekündigte Verdopplung des Euroanteils konnte Dai nicht bestätigen. Er konnte allerdings einen neuen Höchststand der Devisenreserven Chinas mit 212,2 Mrd. US-Dollar mit Ende Dezember 2001 verkünden. Die Reserven hätten sich mit 45,6 Mrd. Dollar um 28,1 Prozent gegenüber Dezember 2000 erhöht. Hinter dem sprunghaften Anstieg stehen die neuen Rekordzahlen von 46,8 Mrd. Dollar (52,5 Mrd. EURO) an ausländischen Direktinvestitionen im letzten Jahr, die in China umgesetzt wurden. Auch der Außenhandel konnte trotz weltwirtschaftlichem Rückgang Ende 2001 mit einem Überschuss von 25,1 Mrd. Dollar (+ 7,5 Prozent) abschneiden.

Dai weist Spekulationen über Yuang-Abwertung zurück

Die Zentralbank könne dank ihrer Reserven, Handelsüberschüsse und internationaler Zahlungsbilanz an der bisherigen Politik eines stabilen Wechselkurses des chinesischen Yuan festhalten, sagte Dai, der damit Spekulationen über eine mögliche Abwertung in naher Zukunft zurückwies. Er warnte aber Japan eindringlich vor den Folgen, falls der Yen weiter falle. Das Pekinger Außenministerium und seine Notenbank hätten Japans Regierung und die Zentralbank aufgefordert, gegenzusteuern, um einen Dominoeffekt auf die Währungen Asiens zu vermeiden. Japans Abwertung um 15 Prozent bis Ende 2001 und der seitdem weitere Fall des Yen hätten Chinas Wechselkurs "unter Druck gesetzt".

Der Zentralbank-Chef bestätigte zudem die Ablösung des erst im Jahr 2000 zum Präsidenten der drittgrößten Geschäftsbank des Landes, der China Construction Bank, beförderten Wang Xuebing. Der Fall eines der höchsten Finanzmanager hatte international Schlagzeilen gemacht. Wang wird vorgeworfen, bei Kreditgeschäften während seiner Zeit als Präsident der Bank of China seine Aufsichtspflicht verletzt zu haben. Nach Spekulationen in Peking kam China mit der Untersuchung gegen Wang der US-Bankaufsichtsbehörde zuvor. Chinas höchster Bankmanager versprach zudem, dass die Zentralbank bei der Aufklärung von kriminellen Finanzgeschäften zur Amtshilfe und Zusammenarbeit bereit sei, um Geldwäsche und Konten von Terrorgruppen auf die Spur zu kommen. "Uns ist es sehr ernst mit der internationalen Kooperation", sagte Dai Xianglong. (Der Standard, Printausgabe, 28.10.02)