Die Medienbehörde KommAustria beginnt am Dienstag offiziell mit den Vorarbeiten für den Umstieg zum Digital-TV. Wer indes in Berlin weiter über Antenne fernsehen will, braucht bald ein Zusatzgerät: Die Stadt soll analoge Übertragung rasch beenden. Als Testfall für ganz Deutschland.Als "Herausforderung, die es so bisher noch nie gegeben hat" bezeichnet Hans Hege gegenüber dem STANDARD die geplante Abschaltung der analogen Programme. Der Direktor der Berliner Medienanstalt ist optimistisch, die entsprechende Vereinbarung mit den TV-Veranstaltern am 13. Februar zu unterzeichnen. Analog sei man nicht mehr konkurrenzfähig Einer der Gründe für die Umstellung auf den Sendestandard DVB-T (Digital Video Broadcasting): Analog sei man nicht mehr konkurrenzfähig. Nur noch rund 7,4 Prozent der Berliner Haushalte beziehen ihr Fernsehen über Antenne, 77 Prozent dagegen nutzen das Kabel mit seinen mehr als 30 Programmen. Bei digitaler Übertragung passen auch über Hausantenne vier Programme auf einen Kanal. Läuft alles nach Plan, wird im Herbst der erste Sender seine analoge Frequenz aufgeben. Bereits ein Dreivierteljahr später könnte die Digitalisierung in Berlin abgeschlossen sein. Dann werden auf "mindestens sechs, hoffentlich acht Kanälen" bis zu 30 TV-Programme - öffentlich-rechtlich wie privat - zu sehen sein, "fast so viele wie im Kabel", freut sich Hege. Geräte sind noch nicht zu kaufen Fragt sich, ob die potenzielle Kundschaft das auch als Vorteil empfindet. Denn wer künftig nicht auf Fernsehen verzichten oder auf Kabel oder Satellit umsteigen will, muss sich ein für den Empfang von Digital-TV notwendiges Zusatzgerät anschaffen. Die Krux: Die Geräte sind noch nicht zu kaufen. Hege ist optimistisch: Die entsprechenden Decoder sollen rechtzeitig erhältlich sein. Etwa 200 Euro (2752 S) werden dafür zu bezahlen sein. Hier sind Zuschüsse für sozial Schwache geplant, denn Fernsehen sei in Deutschland als Grundbedürfnis anerkannt, erklärt Hege. Recht auf Fernsehen Schon jetzt bekommen Sozialhilfeempfänger ein TV-Gerät zur Verfügung gestellt, in Zukunft auch den Decoder: "Schließlich wollen wir armen Leuten nicht das Fernsehen wegnehmen." An den Geräten spießt sich laut Guardian auch Großbritanniens Adieu zum analogen TV. 60 Prozent der Briten geben sich - ob teurer Decoder - mit den fünf über Antenne empfangbaren Kanälen zufrieden. Zu viele, um die analogen Programme abzuschalten, die derzeit parallel zum terrestrischen Digital-TV laufen. Der Ausstieg ist bis 2010 geplant, doch die TV-Industrie fordert ihn nun "bald nach 2006". Dafür müsste die Regierung Decoder gratis verteilen, meinen Experten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. 1. 2002)