Mensch
Amöben unter der Kontaktlinse
Bei manchen Linsenreinigern können Parasiten ins Auge gelangen
Wien - Das Klinische Institut für
Hygiene der Universität Wien hat Kontaktlinsenreiniger untersucht und
herausgefunden: Nicht alle Mittel sind gleich zuverlässig. Manche
lassen Akanthamöben, überall vorkommende einzellige Organismen,
überleben, die dann mit weichen Kontaktlinsen in die Augen geraten
und schwere Hornhautentzündungen hervorrufen können, sagte
Studienleiter Prof. Dr. Horst Aspöck. Die Studie wird in der neuen Ausgabe der Fachzeitschrift "British Journal of Ophthalmology" veröffentlicht. Drei Reiniger für weiche
Kontaktlinsen wurden untersucht, die Produkte sind auch in Österreich
im Verkauf.
Die "Übeltäter"
Bei Akanthamöben handelt sich um normalerweise frei lebende
Organismen, die überall in der Umwelt vorkommen und eigentlich keinen
Schaden anrichten. Unter bestimmten Voraussetzungen gehen sie aber zu
einer parasitären Lebensweise über.
Laut Aspöck stellte sich bei mehrfachen Untersuchungen heraus,
dass alle drei Mittel - das US-Produkt Titmus H202 sowie die
deutschen Reiniger Meni Care Plus und Oxysept Comfort - die
Akanthamöben in ihrem aktiven, reproduktiven Stadium töteten. Im
zweiten Lebensstadium des Einzellers als vor Umwelteinflüssen
geschützte Zyste kommen der Amöbe aber nur Mittel bei, die mit einem
Zwei-Phasen-System mit langer Einwirkzeit arbeiten, so der
Parasitologe.
Systemvergleich
Das Zwei-Phasen-Präparat Titmus H202 tötete nahezu alle Amöben in
den verschiedenen Entwicklungsstadien ab. Wirkungsvoll war dabei die
achtstündige Reinigungsphase in Wasserstoffperoxid-Lösung. Aspöck rät
dringend, zweiphasige Mittel zu verwenden, auch wenn Kombipräparate
praktisch sind. "Die Herkunft des Produkts und der Firmenname spielen
keine Rolle. Wichtig ist das zweistufige Verfahren."
So genannte One-Step-Systeme - beispielsweise in ummantelter
Tablettenform - seien zwar sehr effektiv gegen Bakterien. Bei solchen
Präparaten, die Desinfektion und die anschließende Neutralisation der
Lösung in einem vornehmen, sei aber offenbar die Einwirkzeit so
verringert, dass nicht alle Zysten in allen Fällen getötet werden.
Die Zysten können mit der weichen Kontaktlinse ins Auge gelangen,
dort kann die Akanthamöbe dann wachsen, ins bewegliche Stadium
übergehen und die Infektion auslösen, sagte Aspöck.
Die Erkrankung
In Österreich treten jedes Jahr "mehrere Fälle" von durch
Akanthamöben ausgelösten Augeninfektionen auf, berichtete der
Parasitologe. Die Folgen der Erkrankung reichen bis zur Erblindung.
Weltweit sind bisher rund 1.300 Krankheitsfälle medizinisch
dokumentiert. Offenbar ist aber nicht jeder Mensch gleich gefährdet,
es gibt vermutlich eine gewisse immunologische Prädisposition, zu
erkranken.
Kontaktlinsenträger sollten überdies nicht vergessen, den
Reinigungsbehälter alle vier Wochen zu wechseln. Dort können sich
Biofilme bilden, die dann als "Substrat" für die Amöben herhalten,
warnte Aspöck.(APA)