Unternehmen
OMV erhöht Investitonen kräftig
2002 wird Ergebnis-Rekord wegen Ölpreisrückgangs verfehlt - PKN in der Warteschleife
Wien - Um bei allfälligen Investitions-Chancen rasch agieren zu können,
beschafft sich die OMV bei einem Bankensyndikat einen über fünf Jahre
laufenden Kreditrahmen über 500 Mill. Euro (6,880 Mrd. S), der
demnächst, bis Mitte Februar, fixiert sein soll. "Wir haben sehr
gesunde Finanzen", so OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer: "Wir wollen
uns einfach vorbereiten, um unter Umständen rasch handeln zu können". Der Kredit stehe entgegen anders lautenden Spekulationen nicht im
Zusammenhang mit einer bestimmten einzelnen Transaktion oder einem
Projekt im Upstream- oder Downstreambereich, "wir schließen aber für
beide Bereiche nichts aus. Wir sehen uns ja laufend vieles an."
Begebung bis zu 8 Millionen Aktien möglich
Eine Kapitalerhöhung durch eine Ausnutzung des genehmigten
Kapitals - möglich wäre eine Begebung bis zu 8 Mill. Aktien, was nach
dem aktuellen Börsenkurs (93,70 Euro) bis zu 750 Mill. Euro in die
Kassen spülen könnte - sei "für dieses Jahr nicht geplant", der
Zeitpunkt sei offen, sagte Ruttenstorfer.
An die Ergebnis-Rekordjahre 2000 und 2001 wird die OMV angesichts
des deutlich gesunkenen Ölpreises 2002 nicht anknüpfen können. 2000
und 2001 habe die OMV bei einem Ölpreis von um die 25 US-Dollar je
Barrel jeweils Ergebnisrekorde eingefahren, für heuer würden die
Ölexperten 20 oder knapp unter 20 Dollar Ölpreis erwarten. "Zumindest
5 Dollar tiefer hat natürlich einen Einfluss auf das Ergebnis", so
Ruttenstorfer: "2002 ist ein weiteres Rekordjahr nicht möglich."
Osteuropa im Fokus
Im Tankstellen-Bereich fokussiert sich die OMV bei ihrer Expansion
weiter auf dem osteuropäischen Raum. Dort sei angesichts einer halb
so hohen Autodichte wie im Westen das stärkste Wachstum zu erwarten,
zudem seien die Märkte noch nicht allzu stark besetzt und der
Einstieg relativ günstig. Auch künftig werde man eine Strategie des
"Early Entry" verfolgen und - wie in den letzten zehn Jahren zu 80
Prozent - primär auf der "grünen Wiese" selbst aufbauen und nur in
geringerem Ausmaß Marktanteile zukaufen. Der Kauf bestehender Netze,
wie seinerzeit von BP in Ungarn und Tschechien, werde im Falle von
Arrondierungen bei Konkurrenten aber weiter im Auge behalten.
Vor einer Prüfung allfälliger Tankstellen-Zukäufe im süddeutschen
Raum will Ruttenstorfer nach den Kartellentscheidungen aus Berlin
erst die weitere Entwicklung abwarten. Durch das Nein der deutschen
Wettbewerbshüter zur Ruhrgas-Übernahme durch E.ON ist nun auch wieder
der Tankstellen-Deal zwischen E.ON und BP wieder in Frage gestellt,
wovon Shell ein Nutznießer sein könnte: Sollte die BP/Aral-Fusion
platzen, müssten Shell/DEA weniger Stationen als angenommen abstoßen.
PKN in der Warteschleife
An dem von der OMV geplanten Erwerb von 17,6 Prozent des noch
staatlichen polnischen Ölriesen PKN Orlen bleibt Ruttenstorfer dran -
das Angebot läuft noch -, doch ist man sich in Warschau über den
weiteren Fortgang nicht ganz im klaren. Zuletzt war von einem
Aufschub der Entscheidung bis April die Rede. Am 12. Jänner sind die
Exklusivverhandlungen der zuständigen Privatisierungsagentur Nafta
Polska mit der ungarischen MOL betreffend PKN zu Ende gegangen.
Ein mögliches "Dreier-Gespann" aus OMV, MOL und PKN, über das
zuletzt in Medien wieder gemutmaßt wurde, sind für Ruttenstorfer
"Spekulationen und Ideen", die er nicht kommentieren möchte. Mit dem
gemeinsamen Offert OMV-MOL-TVK für die Unipetrol, die aber dann an
die tschechische Agrofert ging und damit im Land blieb, bewies man,
dass man punktuell auch gemeinsam agieren kann. Fest steht aber auch,
dass die OMV zur maximalen Tankstellen-Versorgung aus Eigenproduktion
ihre Verarbeitungskapazität von 10 auf 20 Mill. t verdoppeln muss.
Neben Osteuropa sei auch am Balkan ein Interesse an Raffinerien nicht
ausgeschlossen, spannt Ruttenstorfer einen weiten regionalen Bogen.
Im Gasbereich soll die mit den EnergieAllianz-Partnern EVN, EAG
und Wienenergie geplante Gasgesellschaft für den Großkundenvertrieb
noch im Frühjahr stehen, um rechtzeitig zur vollen Marktöffnung mit
1. Oktober 2002 operativ tätig sein zu können. Die Prozentsätze
dieser Gesellschaft seien im Innenverhältnis zwar klar, es werde aber
noch mit Oberösterreich verhandelt. Zur Gasmarktöffnung, ein Jahr
nach dem Strom, bekennt sich der OMV-Chef, mit dem Entwurf von
Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) zum Gaswirtschaftsgesetz
(GWG) sei er aber "nicht ganz zufrieden - gelinde gesagt".(APA)