Mensch
Ein Drittel der Intensiv-Patienten mit Sepsis
Gute Erfahrungen mit neuer Behandlungsstrategie
San Diego - Durchwegs positive Erfahrungen mit der neuen
Substanz Aktiviertes Protein C ("Xigris") für die Therapie der Sepsis
(schwere Blutvergiftung) berichteten die Mediziner am 31. Kongress
der Gesellschaft für Intensivmedizin in San Diego in Kalifornien.
Auch ein österreichischer Internist, Univ. Prof. Dr. Christoph
Wenisch von der Abteilung für Infektiologie, Medizinische
Universitätsklinik in Graz, der mit seiner Arbeitsgruppe an einer
klinischen Studie (Enhance-Studie) mit dem neuen Präparat teilnimmt,
meinte: "Bisher gab es keine Komplikationen." In den USA ist "Xigris" bereits am Markt, in Österreich wird es im
Laufe dieses Jahres soweit sein. Wenisch, der acht Patienten mit der
Substanz behandelte, ist der Meinung, dieses Medikament bei der
Therapie so früh wie möglich einzusetzen. "Früher hat man bei einer
Infektion zunächst versucht, zuerst das eine, dann das nächste
Antibiotikum auszuprobieren", erklärte Wenisch. "Doch heute setzt man
die 'Megabomben' einer großen Breite von Antibiotika ein. Und wenn
ich merke, dass es gut wird, dann reduziere ich auf das
Notwendigste", sagte der Mediziner. Laut dem Grazer Spezialisten
sollten zur Beherrschung solcher lebensgefährlicher Komplikationen
einer Infektion alle Therapiemöglichkeiten eingesetzt werden, die zur
Verfügung stehen.
Die Behandlung einer Sepsis sei eine sehr aufwändige, erklärte
Prim. Dr. Friedrich Marian, von der Abteilung für Anästhesie und
Intensivmedizin im Krankenhaus Mistelbach. Denn es sei nicht nur eine
Behandlung der Infektion, sondern auch eine Behandlung der Folgen.
"Und wenn es jetzt ein Medikament gibt, das diese Behandlung
verbessert und es auch hält, was es verspricht, dann ist es eine
große Bereicherung", so Marian.
Das Medikament mit "Aktiviertem Protein C" als Wirkstoff würde
aber die kausale Therapie der Sepsis, wie die Antibiotika-Behandlung
oder eventuell sogar eine Operation, nicht ersetzen, erklärte
Wenisch. "Es ist aber eine unterstützende Therapie." Erfreulich sei
für den Mediziner die guten Erfolge bei Patienten mit
Lungenentzündung. "Da gab es bei der Studie, die im vergangenen Jahr
in Washington veröffentlicht wurde, eine absolute Reduktion der
Mortalität (Sterblichkeit, Anm.) von 8,8 Prozent."
(APA)