Wirtschaft
Capital Invest: Einmalige Ertragschancen bei EU-Osterweiterung
"Win-Win-Situation" - Große Beitrittsrunde 2005 erwartet
Wien - Eine einzigartige "Win-Win-Situation" sehen die
Experten der Bank Austria-Fondstochter Capital Invest im
Osterweiterungsprozess der EU. Der Integrationsprozess bringe den
Beitrittskandidaten einen nachhaltigen, beschleunigten Strukturwandel
und eröffne damit westeuropäischen Investoren im Vergleich zu anderen
Wachstumsmärkten einmalige Chancen, sowohl bei Direktinvestitionen
als auch an den Finanzmärkten der Beitrittsländer. "Ich glaube an ein Big Bang-Szenario und nicht an das
Regatta-Prinzip", gab sich die Capital Invest-Fondsmanagerin
Margarete Strasser im Rahmen eines Expertenforums der
Fondsgesellschaft am Montagnachmittag optimistisch für eine große
erste Beitrittsrunde. Die Expertin erwartet, dass in der ersten
Beitrittsrunde mit Ungarn, Slowenien, Polen, Tschecheien, Slowakei,
Estland, Lettland und Litauen alle wesentlichen Beitrittsländer
vertreten sein werden. Strasser erwartet zwar im Gegensatz zur EU die
erste Beitrittsrunde erst 2005, für den Konvergenzprozess sei dies
aber wenig bedeutsam. "Der Weg ist das Ziel", so Strasser. Der mit
den Beitrittsverhandlungen eingeleitete Strukturwandel sei ein
irreversibler Prozess, der bereits jetzt Erfolge zeige.
Geld und Fiskalpolitik werden stabiler
So schreite der Prozess der Privatisierungen und der Sanierung der
Bankensysteme, der Harmonisierung gesetzlicher Grundlagen sowie der
Modernisierung von Energiewirtschaft und Infrastruktur zügig voran.
Geld und Fiskalpolitik der meisten Beitrittsländer seien auf einen
Stabilitätskurs getrimmt. Damit werden die Beitrittsländer attraktive
Standorte für ausländische Direktinvestitionen, die wiederum einen
Transfer von Kapital und Technologie bringen. Schließlich schlage
sich all dies in einem steigenden Lebensstandard nieder, der wieder
den Konsum ankurble und die betroffenen Länder zu vielversprechenden
Absatzmärkten für ausländische Investoren mache. Die hohen
Wachstumsraten der Beitrittsländer bestätigten den Aufholprozess. Die
erwarteten Inflationsraten liegen zwar noch merklich über dem
EU-Schnitt würden aber stetig nach unten zeigen.
Mit diesem Konvergenz-Prozess ergeben sich einmalige Chancen für
die Anleihenmärkte der betroffenen Länder. Die Staatsanleihen der
Beitrittsländer weisen deutliche Risikoaufschläge in Form höherer
Renditen auf. Diese Risikospreads sollten aber mit zunehmender
politischer und wirtschaftlicher Stabilität stetig sinken. Strasser
ortet hier eine starke Korrelation zwischen dem Fortgang der
Beitrittsverhandlungen und den Spreads. So weisen Ungarn und
Slowenien, die bereits mehr als 20 der 29 EU-Verhandlungskapitel
abgeschlossen haben, nur mehr einen Spread von knapp 100 Basispunkten
auf. Bei Bulgarien und Rumänien, für die Strasser einen Beitritt erst
nach 2007 erwartet liege der Spread noch über 500 Basispunkten.
Fortschreiten der Beitrittsverhandlungen
Mit dem Fortschreiten der Beitrittsverhandlungen und der im Zuge
des Integrationsprozesses verbesserten Kreditratings sollten diese
Zinsspreads aber stetig sinken und damit die Anleihennotierungen
steigen. Damit dürfte sich die Entwicklung wiederholen, die bereits
bei südeuropäischen und griechischen Anleihen statt gefunden hat.
Auch von der Währungsseite sieht Strasser positive Impulse für die
Anleihen. Die Währungen der betroffenen Länder seien zwar sehr
volatil, die Richtung zeige aber tendenziell nach oben. Schließlich
seien auch weitere Zinssenkungen in einzelnen Beitrittsländern und
damit ein weiterer Schub für die Anleihen zu erwarten. So sieht
Strasser für Polen weitere Zinsschritte im Ausmaß von bis zu 300
Basispunkten im Jahr 2002. Für Ungarn hält die Expertin nach der
Zinssenkung am 21. Jänner weitere Senkungen im Ausmaß von 50
Basispunkten für möglich.
Auch auf Aktienseite ortet die Capital Invest große Chancen für
die Märkte der Beitrittswerber. Osteuropäische Aktien seien derzeit
attraktiv bewertet und weisen hohe Risikoprämien auf. So gäbe es etwa
bei den großen osteuropäischen Energie- und Pharmaunternehmen enorme
Bewertungsdiskrepanzen, die Aktien dieser Branchen würden auf Basis
eines Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) Bewertungsabschläge von mehr als
50 Prozent zu entwickelten Märkten zeigen. Mit dem
EU-Konvergenz-Prozess sollten sich aber auch die Bewertungsniveaus
angleichen. Auch die Marktkapitalisierung habe nach Potenzial. So
weise Polen mit 30 Mrd. Dollar eine ähnliche Kapitalisierung wie der
Wiener Markt auf, die polnischen Konzerne seien aber zu einem
Großteil noch gar nicht börsennotiert. Spezialsituationen wie die
Privatisierungen in Tschechien oder die Aktivitäten der Pensionsfonds
in Polen sollten zusätzliche positive Impulse bringen, ist Capital
Invest-Bereichsleiter Aktien Paul Severin überzeugt. Gerade
Wachstumsmärkte sollten zudem überproportional von einer zyklischen
Erholung der Weltwirtschaft profitieren.(APA)