Wien - Starkes Aufholpotenzial sehen die Anleihenexperten
der Capital Invest im Bereich der Unternehmensanleihen. 2002 wird das
"Jahr der Corporate Bonds", gab sich der Capital Invest-Experte
Andreas Schuster bei einer Veranstaltung der Bank
Austria-Fondsgesellschaft am Montag überzeugt. Die in Euro begebene
Unternehmensanleihen hoher Bonität (Investment Grade) sind mit einem
Volumen von 296 Mrd. Euro noch deutlich von jenem der Staatsanleihen
(2.606 Mrd.) entfernt, seit der Euro-Einführung 1999 sei das
Emissionsvolumen aber "regelrecht explodiert". Gerade
Unternehmensanleihen sollten zudem besonders stark von einer
erwarteten zyklischen Konjunkturerholung profitieren.
Schuster verweist auf das historische Beispiel der letzten
US-Rezession in den Jahren 1990 und 1991. Unternehmensanleihen haben
hier einen Zinsaufschlag zu Staatsanleihen von bis über 250
Basispunkten aufgewiesen, mit der Konjunkturerholung seien die
Spreads bis 1995 auf ein Niveau gegen 100 Basispunkte gesunken und
die Anleihennotierungen vice versa deutlich gestiegen. Eine ähnliche
Entwicklung sei nun mit der sich abzeichnenden Erholung der
Weltwirtschaft zu erwarten, der Einstiegszeitpunkt sei damit günstig.
Hohe Renditeniveaus realisierbar
Auch derzeit seien angesichts der Konjunkturschwäche hohe
Renditeniveaus realisierbar, die Spreads im Investment Grade-Bereich
reichen von 25 Basispunkten bei Triple-A-Schuldnern bis 150
Basispunkten bei Emittenten mit BBB-Rating und notieren damit nahe
ihren Rekordhochs. Die im Vergleich zu Staatsanleihen besseren
Renditen seien zwar mit höherem Risiko verbunden, ein Studie über
einen Zeitraum von 1983 bis 1998 habe aber gezeigt, dass von 100 mit
BBB gerateten Unternehmen, nur vier ihre Schulden tatsächlich nicht
vollständig bedienen konnten.
"Das heißt, dass 96 Firmen eine Risikoprämie zahlen, die
vereinnahmt werden kann", rechnet der Capital Invest-Experte Volker
Steinberger vor. Aus Branchensicht empfiehlt sein Kollege Schuster
vor allem Papiere der nicht zyklischen Konsumgüterindustrie und
Anleihen von Banken und Versicherern, von Telekomanleihen rät der
Experte vorerst ab.
Der Ausblick für hochverzinsliche High Yield-Anleihen von
Unternehmen niedrigerer Bonität sei ebenfalls positiv. Die extreme
Volatilität nach den Ereignissen vom 11. September hätten den
Marktausblick nicht nachhaltig belastet, gab sich der Goldman
Sachs-Fondsmanager des Capital Invest-Fonds "High Yield Bond" Michael
Pasternak optimistisch. Auch die Argentinien-Krise habe nicht auf die
Papiere anderer Schwellenländer übergegriffen. Merkliche Effekte
erwartet Pasternak hingegen von der Enron-Pleite, hier dürfte in
Folge eine Migration zu Emittenten höherer Bonität einsetzen.
Insgesamt seien die Risikoprämien auch im High Yield-Bereich derzeit
außergewöhnlich hoch, der Ausblick sei aber nicht ganz so positiv wie
1990 bis 1993.(APA)