Im Falle eines Vetos der Kartellbehörden gegen den Verkauf großer Teile des TV-Kabelnetzes der Deutschen Telekom an den US-Konzern Liberty Media wird nach Angaben aus Kreisen der deutschen Regierung nicht mit einem Antrag auf Ministererlaubnis gerechnet. Dies berichtet die Nachrichtentagentur Reuters unter Berufung auf informierte Kreise am Dienstag. Prüfung Derzeit wird der geplante Kauf von etwa 60 Prozent des TV-Kabelnetzes durch Liberty Media von den Kartellbehörden geprüft. Bis zum 28. Februar soll diese Prüfung abgeschlossen sein. Am Dienstag hatte es Spekulationen gegeben, das Kartellamt könnte noch in dieser Woche die geplante Übernahme mit einem Volumen von 5,5 Milliarden Euro (75,7 Milliarden Schilling) untersagen. Ausweg Falls Fusionsvorhaben oder Käufe bei den Kartellbehörden auf Ablehnung stoßen, haben Firmen die Möglichkeit, beim deutschen Wirtschaftsministerium eine Ministererlaubnis zu beantragen. Sie wurde bisher aber nur in wenigen Fällen gewährt. Voraussetzung ist unter anderem eine große volkswirtschaftliche Bedeutung der Transaktion. Besorgnis Kartellamtspräsident Ulf Böge hatte bereits in der Vergangenheit die Sorge geäußert, "dass es zu einer Verstärkung der marktbeherrschenden Stellung kommt, wenn Liberty das Kabelnetz erwirbt". Liberty hatte angekündigt, nicht nur rund 60 Prozent des Fernseh-Kabelnetzes der Deutschen Telekom, sondern auch weitere kleinere Kabelnetzbetreiber wie Primacom oder Telecolumbus erwerben zu wollen. Kritik kam auch von den deutschen Fernsehsender, da das US-Unternehmen zugleich Programmanbieter ist. Die Gruppe hält Anteile an AOL Time Warner, mehreren Fernsehsendern und Produktionsfirmen. Weiterer Interessent Als Interessent für das Kabelnetz der Deutschen Telekom - sollte der Deal mit Liberty Media scheitern - gilt auch die Deutsche Bank. Sie wollte am Dienstag keinen Kommentar zu Spekulationen abgegeben. "Wir kommentieren das nicht", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Das Geldhaus plant nacht jüngsten Gerüchten seine Kabel-TV-Tochter Telecolumbus mit den Kabelnetzbetreibern Primacom und EWT/TSS verschmelzen. Auch die ebenfalls im Kabelgeschäft tätige Bosch Telecom solle zu dem Konsortium stoßen. (APA/Reuters)