Moskau - In einer Pause während des Besuchsprotokolls geht der Wirtschaftsminister auf Inspektionstour ins Moskauer Renommierkaufhaus "Gum": Von 150 Geschäften etwa 60 ausländische Vertretungen, unter 60 ausländischen vier Österreicher. "Das ist nicht ganz so schlecht, oder?", stellt Martin Bartenstein später fest. Unter den österreichischen "Gum"-Produkten machte der Minister etwa Schuhe von Högl aus, und das wird wohl auch so bleiben. Die Lorenz AG, die Högl vertritt, schloss während des Besuchs von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in Moskau einen Vertrag über eine Viertelmillion Paar Damenschuhe ab - zehn Prozent der Gesamtproduktion bei Högl und nur einer der Exportverträge, die österreichische Unternehmer in Höhe von insgesamt 200 Millionen Euro (2,75 Mrd. S) unterschrieben haben. Lieferverträge im Maschinenbau nehmen dabei den Hauptteil ein. So errichtet FMW Förderanlagen und Maschinenbau AG eine Anlage zur Offsetpapierproduktion für etwa vier Mio. Euro, Schaller Lebensmitteltechnik liefert für 3,5 Mio. Euro Anlagen zur Verarbeitung von Hühnerfleisch. Österreichisch-russische Projekte in der Holzverarbeitung - ein Spanplattenwerk bei Moskau mit einer Investitionssumme von 145 Mio. Euro - oder in der Bauwirtschaft zählen zu den größten Verträgen dieser Moskau-Reise. Weiterhin offen ist der Bau einer Stranggussanlage der Voest-Alpine für den Bau von Pipeline-Rohren in Nischni Tagil. Die Aussichten auf Finanzierung des eine Mrd.-S-Projekts im Ural sehen aber mittlerweile besser aus, hieß es in der Delegation der Wirtschaftskammer. "Langfrist-Investition" Als eine "langfristige Investition ins Geschäft" präsentierte Wirtschaftsminister Bartenstein die Fortschreibung eines KMU-Abkommens, das Österreich während des Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Februar 2001 abgeschlossen hatte. Die russische Regierung sei sehr am Wissen über Österreichs Förderung des Mittelstands interessiert. Vereinbart wurden deshalb etwa die Schulung von Managern oder der Austausch von Jungunternehmern. Für dieses Jahr rechnet die Wirtschaftskammer im Russlandgeschäft mit einem Exportplus von mehr als einer Milliarde Euro. Auf der Plusseite von Schüssels Besuchs steht schließlich die Einigung beim Rindfleischimport. Nach dem BSE-Fall vergangenen Dezember verbot die russische Regierung zuletzt noch die Einfuhr von österreichischem Rindfleisch am Knochen. Diese Einschränkung beim Import - immerhin 24 Prozent der Rindfleischausfuhr in Österreich gehen nach Russland - werde fallen, kündigte Schüssel an. Noch im Februar soll es darüber abschließende Verhandlungen mit einer russischen Delegation geben. (Markus Bernath, DER STANDARD, Printausgabe 30.1.2002)