Prag - Der tschechische Außenminister Jan Kavan wünscht sich eine Distanzierung der ÖVP-FPÖ-Regierung von den umstrittenen Äußerungen des FPÖ-Generalsekretärs Peter Sichovsky über das Verhältnis Tschechiens zu jüdischen NS-Opfern. "Wenn sich die österreichische Regierung völlig von diesen Aussagen distanziert, werde ich absolut zufrieden sein. Wenn nicht, werden wir dementsprechend reagieren", sagte Kavan am Mittwoch gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur CTK. Da Sichrovsky Vertreter einer Regierungspartei sei, "haben wir volles Recht, eine Erklärung und eine klare Position von der österreichischen Regierung zu erwarten". Der neue israelische Botschafter in Prag, Arthur Avnon, lehnte nach einem Treffen mit dem tschechischen Senatspräsidenten Petr Pithart jeglichen Kommentar zu Sichrovskys Äußerungen ab. Er betonte aber, dass die Tschechoslowakei während des Zweiten Weltkrieges ganz sicher kein Land gewesen sei, das mit Deutschland kollaboriert habe, so wie dies Sichrovsky angedeutet hatte, meldete CTK. Sichrovsky hatte am Montag in einer Aussendung eine "neue Bewertung" des Verhältnisses der tschechischen Regierung zu den unter der Nazizeit aus rassischen Gründen Verfolgten gefordert. Der FPÖ-Generalsekretär sagte, dass die Juden in Tschechien während der NS-Zeit "oft mit tatkräftiger Unterstützung der lokalen Bevölkerung deportiert und später in den Konzentrationslagern ermordet" worden seien. Nach dem Krieg habe sich die tschechische Regierung "jahrzehntelang" geweigert, den Opfern das gestohlene Vermögen zurückzugeben. Sie würden bis heute "oft verzweifelt um ihre Rechte" kämpfen. Die Worte Sichrovskys wurden sowohl von Vertretern des offiziellen Prag als auch von jüdischen Organisationen scharf kritisiert und als unrichtig zurückgewiesen. (APA)