Nahost
Saudiarabien kritisiert Nahost-Politik der USA
"Washington lehnt es ab, Leiden des palästinensischen Volkes zu lindern"
Washington - Saudiarabiens Kronprinz Abdullah hat
scharfe Kritik an der Nahost-Politik der US-Regierung geübt.
Washington lehne es, das Leiden des palästinensischen Volkes zu
lindern, sagte der saudische Herrscher in einem am Dienstag
veröffentlichten Interview der "Washington Post" und "New York
Times". Zugleich bezeichnete er aber die USA als "guten Freund" und
die Terroranschläge vom 11. September als vergeblichen Versuch, "die
Bande zu zerstören". Die Beziehungen zu den USA hätten durch die Terroranschläge nicht
gelitten. Insbesondere wies Abdullah Berichte zurück, nach denen
Saudiarabien die USA aufgefordert habe, ihre rund 5000 im Land
stationierten Soldaten abzuziehen. Darüber gebe es zurzeit keine
Diskussionen, sagte der Kronprinz. "Unsere Beziehung ist über sechs
Jahrzehnte sehr stark gewesen, und ich sehe keinen Grund, warum sich
daran etwas ändern sollte."
Dann fuhr Abdullah aber fort, dass es in der Palästinenser-Frage
schwer sei, die USA zu verteidigen. "Ich habe große Sorge
hinsichtlich Amerikas Glaubwürdigkeit (in der Nahost-Politik), und es
kümmert mich schon, wie Amerika eingeschätzt wird", erklärte der
Kronprinz. "Als Freund und Verbündeter sind wir sehr stolz auf unsere
Beziehung mit Euch (den Amerikanern). Aber im gegenwärtigen Umfeld
finden wir es sehr schwer, Amerika zu verteidigen, und so schweigen
wir. Denn, um sehr offen zu sein, wie können wir Amerika
verteidigen?"
Saudiarabien sehe Schüsse auf Kinder, Häuser, die zerstört und
Frauen, die getötet würden - "sehr schmerzliche Bilder". Die USA
hätten die Pflicht, "ihrem Gewissen folgend die Unterdrückung der
Palästinenser zurückzuweisen... Sie müssen Unterdrückung ablehnen.
Sie müssen Erniedrigung ablehnen." (APA/dpa)