Wirtschaft
Provinz Buenos Aires begleicht Auslands- schulden nicht mehr
Duhalde bat Bush um schnelle Hilfe
Buenos Aires/Washington - Nach dem
argentinischen Bundesstaat will auch die Provinz Buenos Aires einer
Mitteilung vom Dienstag zufolge die Rückzahlung ihrer so genannten
Auslandsschulden einstellen. Darunter werden die in Fremdwährungen
geschuldeten Beträge bezeichnet, auch wenn Argentinier die Gläubiger
sind. Präsident Eduardo Duhalde bat US-Präsident George W. Bush
zugleich dringend um schnelle Hilfe für sein Land. In einem Schreiben
an Bush sagte Duhalde zu, die "notwendigen Maßnahmen" zur
wirtschaftlichen und finanziellen Gesundung Argentiniens zu
ergreifen. Befreundete Staaten wie die USA und die anderen in der G-7
zusammengeschlossenen großen Industrieländer müssten jedoch etwas
Geduld mit Argentinien aufbringen. Der peronistische Gouverneur von Buenos Aires, Felipe Sola, teilte
mit, bereits kommende Woche fällige Zinszahlungen in Höhe von 25,5
Millionen Dollar (29,6 Millionen Euro) auf vor einem Jahr ausgegebene
Euro-Bonds mit einem Nennwert von 200 Millionen Euro könnten nicht
mehr erbracht werden. Das Geld war zur Deckung des Haushalts im
ersten Quartal 2001 aufgewendet worden. Die Bonds haben eine Laufzeit
von zwei Jahren und waren mit einem jährlichen Coupon von zwölf
Prozent ausgestattet, meldete die Nachrichtenagentur DyN weiter.
Schulden vo 7,4 Millarden Dollar
Wie lange die Zahlungen eingestellt würden, sei noch nicht
absehbar, sagte der Gouverneur. Seine Angestellten und Lieferanten
bezahlt die bevölkerungsreichste und wirtschaftlich bedeutendste
Provinz des Landes bereits seit längerem nur noch mit Verzug oder nur
teilweise und das auch nur mit selbstgedruckten Schuldscheinen. Der
mit etwa 141 Milliarden Dollar überschuldete Bundesstaat hatte die
Bedienung der Schulden wegen leerer Kassen bereits Ende Dezember
eingestellt. Die Schulden der Provinz Buenos Aires, die die
gleichnamige Hauptstadt umschließt, belaufen sich auf insgesamt 7,4
Milliarden Dollar.
Nach Einschätzung von IWF-Chef Horst Köhler ist der freie
Zahlungsverkehr in Argentinien eine wichtige Voraussetzung für die
Wiederaufnahme von Finanzhilfen durch den Internationalen
Währungsfonds (IWF). "Im Moment ist es das Wichtigste, in Argentinien
den Zahlungsverkehr wiederherzustellen", antwortete Köhler am
Dienstag in einen Reuters-Interview auf die entsprechende Frage.
Gleichzeitig dämpfte er aber Hoffnungen der argentinischen Regierung
auf zusätzliche internationale Finanzhilfen. Der IWF hatte Anfang
Dezember seine Kredite für Argentinien eingefroren.
Argentinien leidet seit vier Jahren unter einer Rezession und
hatte nach dem Stopp der IWF-Kredite seinen Schuldendienst
eingestellt. Zur Bewältigung der Wirtschaftskrise fror die
argentinische Regierung zudem die Bankguthaben der Argentinier
teilweise ein und lockerte die Dollarbindung des Peso. (APA/dpa/Reuters)