Nahost
Fatah-Anschlag in Nordisrael
Fünfzig israelischen Offizieren droht nach Verweigerung des Einsatzes in den Autonomiegebieten Degradierung
Jerusalem - Die Fatah-Organisation des palästinensischen Präsidenten Yassir Arafat hat sich zu einem
Selbstmordanschlag bekannt, bei dem am Mittwoch zwei Mitglieder des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin
Beth verletzt worden sind. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP übernahm ein Fatah-Vertreter im Namen der
Organisation die Verantwortung für das Attentat. Ein 22-jähriger Palästinenser hatte sich am Morgen in der
nordisraelischen Ortschaft Taibe neben einem Kleinbus des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Beth in die
Luft gesprengt. Der Attentäter kam dabei ums Leben, zwei Agenten erlitten schwere Verletzungen. Fünfzig Offiziere in israelischen Kampfeinheiten, die in einem offenen Brief den Reservedienst in den besetzten
Palästinensergebieten verweigert haben, müssen jetzt mit ihrer Degradierung rechnen. Die Offiziere hatten den
Brief vergangene Woche in Zeitungsanzeigen veröffentlicht. In dem Schreiben heißt es unter anderem, der Preis
der Besatzung sei "der Verlust der Menschlichkeit innerhalb der Armee und die Zersetzung der ganzen
israelischen Gesellschaft". Einer der Initiatoren des Briefes, der 28-jährige David Sonnschein, wirft der Armee
unnötiges Blutvergießen und Kriegsverbrechen vor. Er will insgesamt 500 solcher Unterschriften sammeln, um die
israelische Führung zum Abzug aus den Palästinensergebieten zu bewegen.
Der israelische Generalstabschef Shaul Mofaz hatte den Brief als "sehr schlimm" bezeichnet. Die Armee betonte, er
repräsentiere nicht die Meinung der israelischen Offiziere und Reservesoldaten. (dpa, AFP)
(DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2002)