Laibach/Wien - Slowenien verhandelt mit Moskau über eine Ausfuhr der radioaktiven Abfälle des slowenischen Atomkraftwerks Krsko nach Russland, wo sie endgelagert werden sollen. Über die bisherigen Ergebnisse der Verhandlungen werde bald auch die Laibacher Regierung beraten, was von der "Ernsthaftigkeit" der Gespräche zeuge, berichtet die Laibacher Tageszeitung "Dnevnik" (Mittwochausgabe). Konkret gehe es um 200 Tonnen Atommüll, die beim bisherigen Betrieb des AKW Krsko angefallen seien. Der Abtransport der ausgebrannten Brennelemente nach Russland würde Slowenien 200 Millionen US-Dollar (232 Mill. Euro) kosten. Es habe bereits mehrere Gesprächsrunden zwischen Vertretern des slowenischen Umweltministeriums und dem russischen Atomenergieministerium in dieser Sache gegeben, deren Inhalt allerdings streng geheim bleibe, so "Dnevnik". Auch das slowenische Außenministerium sei in die Verhandlungen eingebunden gewesen. Schon in kurzer Zeit soll von der Regierung eine Koordinationsgruppe für weitere Gespräche mit Russland und die Vorbereitung eines bilateralen Abkommens eingesetzt werden. Eine Million Dollar für eine Tonne Atommüll Der Leiter der slowenischen Atomsicherheitsverwaltung, Miroslav Gregoric, räumte gegenüber der Tageszeitung ein, dass Russland die Einfuhr von Atommüll erlaube. Es verfügt selbst über 14.000 bis 20.000 Tonnen des Materials, für das es Aufbereitungsanlagen und Endlagerstätten errichten müsse. "Dafür benötigen sie natürlich Geld. Sie haben vorgesehen, dass sie mit der Einfuhr der Brennstäbe 20 Milliarden Dollar einnehmen könnten, also etwa eine Million Dollar für eine Tonnen", so Gregoric. Slowenische Nuklearexperten stoßen sich allerdings daran, dass es bisher noch keine legale Einfuhr von Atommüll in Russland gegeben hat. Der Professor am Zentrum für Nuklearenergie am Institut Jozef Stefan in Laibach, Andrej Stritar, warnt angesichts der Sensibilität des Themas vor einer Vorreiterrolle Sloweniens. "Vielleicht wäre es klug zu warten, bis sich diese Einfuhr nach Russland mit anderen Staaten entwickelt, auch deshalb, weil wir der kleinste Nuklearstaat auf der Welt sind und deshalb nicht hetzen müssen." Auch der frühere slowenische Umweltminister Dusan Plut fragt sich, ob "Russland wegen der derzeitigen sozialen und sonstigen Probleme" als Endlagerstätte für den slowenischen Atommüll geeignet sei. Wegen der kleinen Staatsfläche und der seismologischen und topographischen Bedingungen gebe es in Slowenien selbst keine Möglichkeit für ein Atommüllendlager, so Plut. (APA)