Welt
Alleinerziehende unter "extrem hohem" Armutsrisiko
Studie erhob Quote der Kinderarmut in Deutschland und Großbritannien
Berlin - Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt einer
Studie zufolge in Armut. In Großbritannien ist es sogar jedes dritte
Kind, wie aus der Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Essex hervorgeht. In
beiden Ländern trügen allein Erziehende und ihre Kinder ein extrem
hohes Armutsrisiko, berichtete das DIW am Mittwoch. Das Institut
forderte deshalb staatliche Arbeitsmarktprogramme und eine bessere
Förderung der Kinderbetreuung, um den Müttern eine Erwerbstätigkeit
zu ermöglichen. Insbesondere im Hinblick auf die Bekämpfung der Kinderarmut sei
die flächendeckende Einführung des "Mainzer Modells" sinnvoll, hieß
es. Dieses Kombilohn-Modell will mit Zuschüssen zu den
Sozialbeiträgen und zum Kindergeld Arbeitsplätze für
Sozialhilfebezieher und Langzeitarbeitslose schaffen. Das DIW wies
darauf hin, dass die britische Labour-Regierung nach 1998 ebenfalls
eine Art Kombilohn eingeführt habe. Abschließende Zahlen über seine
Wirkung lägen noch nicht vor, doch spreche vieles dafür, dass er
helfen werde.
Als einkommensarm gelten dem DIW zufolge im internationalen
Vergleich Personen, deren bedarfsgewichtetes Einkommen unter 60
Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens der Bevölkerung liegt.
In Deutschland ist danach etwa die Hälfte der allein Erziehenden
einkommensarm, in Großbritannien sind es zwei Drittel. Bei
arbeitslosen allein Erziehenden steigt das Armutsrisiko in
Deutschland auf 80 Prozent, in Großbritannien auf 90 Prozent. (APA/AP)