Wien - UNO-Generalsekretär Kofi Annan hält "Druck" der
internationalen Staatengemeinschaft auf Israel und die Palästinenser
für notwendig, um den Nahost-Konflikt zu deeskalieren. "Die
Staatengemeinschaft muss kreativer werden, um eine Lösung für die
Krise zu finden", sagte der Sprecher Annans, Frederic Eckhard, am
Mittwoch gegenüber der APA in Wien. Der UNO-Generalsekretär trete für
ein gemeinsames Vorgehen der Vereinten Nationen, der USA, der
EU-Staaten und Russlands ein.
Dabei sei es wichtig, zitierte Eckhard die Position des
UNO-Generalsekretärs, dass nicht einseitig auf Sicherheitsfragen
"fokussiert" werde. Neben der Sicherheit müssten auch die Bekämpfung
der Armut und politische Aspekte berücksichtigt werden, um zu einer
Gesamtlösung zu gelangen.
Besorgnis über harte Linie Sharons
Am Rande der Gespräche Annans mit der österreichischen
Bundesregierung wurde Dienstag und Mittwoch deutlich, dass in der
Umgebung des UNO-Generalsekretärs die Besorgnis über die harte Linie
des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon wächst. Sharon
spitze die gesamte israelisch-palästinensische Problematik auf den
Aspekt der militärischen Sicherheit und der Terror-Bekämpfung zu.
Darunter leide seine Verhandlungsfähigkeit, befürchtet ein
Mitarbeiter Annans, der namentlich nicht zitiert werden wollte.
Der UNO-Generalsekretär hatte sich am Dienstag in einer
Pressekonferenz in Wien gegen eine Isolation von
Palästinenserpräsident Yasser Arafat ausgesprochen und zu einer
internationalen Initiative zur Wiederbelebung des Friedensprozesses
aufgerufen. Wenn Arafat "bis an die Grenze der Ohnmacht" geschwächt
werde, habe man ein großes Problem, warnte Annan. Zudem sei es dem
Palästinenserpräsidenten, der unter Hausarrest gestellt wurde, nicht
möglich, sein Volk zu führen und die Sicherheitsforderungen der
Israelis zu erfüllen.
Annan traf am Mittwoch in Wien auch mit dem Generalsekretär der
Arabischen Liga, Amr Mussa, zusammen. Über den Inhalt des Gesprächs
wurde von UNO-Seite Stillschweigen bewahrt. "Das war ein privates
Treffen", erklärte Eckhard auf Anfrage. (APA)