Graz - "Jaz sem poslánec dezelnega zbora", tönt es im Chor durch den Steinsaal im Grazer Landhaus. "Ich bin Landtagsabgeordneter" heißt das auf Deutsch, und knapp 30 Abgeordnete, Gemeinderäte und Klubmitarbeiter der steirischen VP üben diesen Satz mit ihrer neuen Slowenisch- lehrerin.

Klubchef Reinhold Lopatka kam vor einigen Wochen, als der Kärntner Ortstafelstreit den vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte, auf die Idee, allen VP-Abgeordneten der Steiermark Unterricht in der Sprache des "Nachbarn Slowenien" anzubieten. 20 Landtagsabgeordnete, sieben Gemeinderäte und fünf Klubmitarbeiter haben sich mittlerweile angemeldet. Lopatka: "Interesse hatten weit mehr, doch auch bei uns gilt die Klassenschülerhöchstzahl." Der Bezirksparteiobmann vom grenznahen Radkersburg, Anton Gangl, seit kurzem Parteisprecher für "slowenische Angelegenheiten" half bei der Realisierung der Idee.

Am ersten Abend des Kurses, der wöchentlich stattfinden soll, verspäteten sich einige durch die vorangegangene Landtagssondersitzung zum Generalverkehrsplan und anschließende Ausschusssitzungen. Während es in der Landtagssitzung am Nachmittag noch heiß hergegangen war und man sich Schreiduelle mit der Opposition lieferte, sitzen die Politiker wenig später still auf ihren Plätzen. Hier hat nur eine Frau das Sagen: die slowenische Dolmetscherin Darija Teppej, die das erste Mal Politiker unterrichtet. Kurz erklärt sie ihre eigens für diese Berufsgruppe entworfene Unterlage. "Am Ende habe ich auch noch drei Lieder beigefügt - ich hoffe, dass wir die bald gemeinsam singen können", läßt Teppej ihre Schüler wissen. Zum Schulschluss soll nämlich ein Ausflug nach Slowenien stattfinden, so Lopatka.

Diesseits der Grenze

Dass auch diesseits der Grenze Slowenen leben, daran wurde man erst wenige Stunden zuvor erinnert: Die steirischen Grünen brachten ei- nen Antrag zur Anerkennung der steirischen Slowenen im Landtag ein. 1997 war die Anerkennung der "Stajrer" im Landtag von VP-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic und ihrem Stellvertreter Peter Schachner-Blazizek (SP) blockiert worden.

VP-Klubchef Lopatka zum erneut eingebrachten Antrag: "Das ist eine reine Bundesangelegenheit, aber wir werden den Antrag gemeinsam mit den Grünen ordentlich behandeln und sehen, was herauskommt."

Die grüne Landtagsabgeord- nete Edith Zitz hofft, ermuntert durch "symbolische Signale, die Klasnic auf kultureller Ebene gesetzt hat, und durch die Ablöse Schachners", diesmal Erfolg zu haben. Dann könnten die steirischen VP-Abgeordneten den Satz "Ich anerkenne die steirischen Slowenen" schon bald fehlerfrei beherrschen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 31.1.2002)