Geschlechterpolitik
Mehrkindfamilien zahlen drauf
Kritik von SPÖ und ÖGB an der Frauenfalle "Kindergeld"
Wien - SP-Frauenvorsitzende Barbara Prammer erneuerte ihre
Kritik am Kinderbetreuungsgeld: "Was Frauen wirklich brauchen würden,
sind Kinderbetreuungseinrichtungen und verbesserte
Wiedereinstiegsmaßnahmen." Nur so könne man der
Frauenfalle "Kindergeld" entgehen. Weiters würde ein flexibles und
einkommensbezogenes Karenzrecht benötigt werden, um den Bedürfnissen
der Jungfamilien nach wirklicher Vereinbarkeit von Beruf und Familie
nachzukommen.Auch eine Sympathiekampagne mache das
Kindergeld nicht besser. Der "Werbefeldzug" des Sozialministeriums
sei "Viel Lärm um nichts".
"Trendwende zum Schlechteren"
"Auch wenn Minister Haupt eine noch so teure
Informationskampagne startet: Für die ArbeitnehmerInnen bringt das
Kindergeld eine Trendwende zum Schlechteren", erklärte
ÖGB-Frauenvorsitzende und Vizepräsidentin Renate Csörgits zum Start
der Werbekampagne. "Die 1,36 Mill. Euro (18,7 Mill.
Schilling) für Werbung sollten besser den Mehrkindfamilien zugute
kommen, die durch das Kindergeld nun weniger Unterstützung beziehen,
und in Maßnahmen zur Erleichterung des Wiedereinstieges in den Job
investiert werden", schlug Csörgits vor.
"Für die Berufstätigkeit der Frauen und die partnerschaftliche
Teilung der Versorgungsarbeit birgt das Kindergeld zahlreiche
Fallen", warnte die ÖGB-Frauenvorsitzende. Die Einführung einer
Einkommensgrenze bei Teilzeitkarenz erschwere den Frauen die baldige
Rückkehr auf den Arbeitsmarkt über
Teilzeitarbeit. Die Reduzierung des Kündigungschutzes für den
zweiten Elternteil würde es für Väter noch unattraktiver machen, den
zeitweiligen Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt zur Betreuung ihres
Kindes zu wagen. "Bei der von Minister Haupt gelobten
Zuverdienstregelung herrscht Chaos. Was nun als Einkommen angerechnet
werden muss und was nicht, ist einfach undurchschaubar", so Csörgits.
Die ÖGB-Frauen haben deshalb den Kindergeldrechner entwickelt, der
für die Mütter und Väter die Berechnung der persönlichen
Zuverdienstgrenze ermöglicht.
Mehrkindfamilien zahlen drauf
"Die von Minister Haupt beschworene neue Ära beim Kindergeld
bringt für Mehrkindfamilien nur Verschlechterungen", erläutert
Csörgits. Im Gegensatz zum bisherigen Karenzgeld fallen beim
Kindergeld die Familienzuschläge weg, die im Jahr 2000 immerhin noch
663 Schilling (48,18 Euro) pro Monat ausmachten, im Jahr 2001 waren
es 400 Schilling (29,07 Euro). Dadurch erhält etwa eine Familie mit
drei Kindern im Jahr 2002 nur noch 6.500 Schilling (472,37 Euro), im
Jahr 2000 waren es insgesamt 7.291 Schilling (529,86 Euro), im Jahr
2001 immerhin noch nur noch 6.843 Schilling (497,30 Euro). "Je mehr
Kinder, desto größer sind die Einbußen durch das Kindergeld", fasst
Csörgits zusammen.
(red)