Jerusalem - Der israelische Regierungschef Ariel Sharon hat Bedauern darüber geäußert, dass Israel den Palästinenserführer Yasser Arafat nicht während des Libanonkriegs in Beirut getötet hat. Sharon sagte in einem Gespräch mit der israelischen Tageszeitung "Maariv" (Donnerstag-Ausgabe): "Im Libanon gab es eine Vereinbarung, Arafat nicht zu töten. Genau betrachtet bedaure ich es, dass wir ihn nicht liquidiert haben." Sharons Sprecher Raanan Gissin sagte dazu, Israel wolle Arafat heute nicht mehr beseitigen. "Israels Politik ist heute, ihn nicht persönlich zu verletzen". Sharon hatte schon bei früheren Anlässen öffentlich sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass die "großen Anstrengungen", die von Israel unternommen worden seien, um Arafat physisch zu beseitigen, nicht zum Erfolg geführt hätten. 1982 drangen israelische Truppen unter dem Kommando Sharons nach Beirut vor und kesselten den PLO-Chef mit seinen Anhängern ein. Sharon hat den palästinensischen Präsidenten auch mit dem als Terrordrahtzieher gesuchten Osama Bin Laden gleichgesetzt. "Jeder" habe "seinen Bin Laden, (...) der unsere heißt Arafat", hatte Sharon in einem Telefongespräch mit US-Außenminister Colin Powell erklärt. Wegen der vom Obersten Gerichtshof Israels festgestellten Mitverantwortung der israelischen Armee bei den Massakern in den Beiruter Palästinenser-Flüchtlingslagern Sabra und Shatila mit rund 1500 Toten hatte Sharon 1983 sein Regierungsamt verloren. Überlebende der Massaker wollen in Belgien einen Prozess gegen Sharon wegen Sharon sagte in dem "Maariv"-Interview außerdem, Arafat könne wieder ein Verhandlungspartner der Israelis sein, wenn er "alle Schritte unternimmt, die wir von ihm fordern". Israel und die USA werfen Arafat vor, den Terror zu unterstützen. Sharon sagte, er glaube an eine "militärische Lösung" des Terror-Problems. Der Regierungschef meinte ferner, gemeinsam mit Außenminister Shimon Peres könnte er eine diplomatische Vereinbarung ausarbeiten, die eine Waffenruhe mit den Palästinensern zur Folge haben werde. "Am Ende wird es einen unabhängigen palästinensischen Staat geben, der entmilitarisiert sein und nur eine Polizeitruppe haben wird, die für die öffentliche Ordnung sorgt." Für einen "wahren Frieden" sei er zur Aufgabe von Territorium bereit, betonte Sharon.(APA/dpa/Reuters)