Wien - "Erdöl-, Auto, Waffen-, Finanz- und Energiekonzerne können keine nachhaltige Globalisierung initiieren", sagt Christian Felber von der globalisierungskritischen Bewegung Attac. Der neoliberale, unreglementierte Freihandelsgedanke sei gescheitert, die Liste der ins Chaos gestürzten Länder von Südostasien bis Argentinien werde jährlich länger.

In einem gemeinsamen "Aufruf" warben die Nichtregierungsorganisationen Attac, Greenpeace, Bergbauernvereinigung und die Gewerkschaftsorganisation "Weltumspannend Arbeiten" am Donnerstag für Aufmerksamkeit für das soeben gestartete zweite Weltsozialforum (WSF) im brasilianischen Porto Alegre. Das WSF versteht sich als Gegengipfel zum zeitgleich stattfindenden Weltwirtschaftsforum in New York. Im sommerlichen Brasilien wollen 14.000 Vertreter und Vertreterinnen von 2000 Organisationen sozial verträgliche und ökologisch nachhaltige Alternativen zur rein "konzerngetriebenen Globalisierung" aufzeigen.

Neben den Finanzstruktur-Themen - Besteuerung von Devisentransaktionen, global einheitliche Konzernbesteuerung, Schließung von Steueroasen - treten die "Globalisierungsgestalter" in Brasilien für ein neues Agrarmodell, für einen weiteren Schuldenerlass für die ärmsten Länder sowie eine Demokratisierung und Eingliederung von Weltbank, Währungsfonds und Welthandelsorganisation in die Struktur der Vereinten Nationen ein.

Leere Versprechen

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die ihre Teilnahme am Weltwirtschaftsforum in New York abgesagt hat und dafür in Porto Alegre vertreten ist, will nicht länger als "Behübschung" von Lippenbekenntnissen aus Poltik und Wirtschaft dienen. Geschäftsführer Bernhard Drumel sagte: "Der Weg vom letzten Weltumweltgipfel in Rio 1992 zum heurigen Johannesburg ist kniehoch gepflastert mit leeren Nachhaltigkeits-Versprechungen. Wir glauben nicht daran und werden uns auch nicht für Scheinprozesse missbrauchen lassen. Wenn es konkrete Handlungen gibt, sind wir gern dabei."

Elisabeth Baumhöfer von der Bergbauernvereinigung forderte insbesondere einen Ausstieg aus dem europäischen, subventionsgestützten Agrarmodell, die den Weltmarkt für landwirtschaftliche Produkte zum Nachteil des Südens preislich verzerre. Auch eine neue Agrarrunde im Rahmen der Welthandelsorganisation lehnt die Expertin strikt ab. (miba)

(DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2002)