International
Blair sagt Karsai keine zusätzliche Militärhilfe zu
Karsai drängt auf Verstärkung der Schutztruppe
London - Der Ministerpräsident der afghanischen
Übergangsregierung, Hamid Karsai, hat den britischen Premierminister
Tony Blair am Donnerstag in London nicht dazu bewegen können, weitere
Militärhilfe für Afghanistan zuzusagen. Nach einem Treffen in Downing
Street 10 bekräftigte Karsai unter Bezug auf die von London geführte
internationale Schutztruppe: "Die Menschen in Afghanistan wollen den
Fortbestand und die Erweiterung dieser Truppe." Blair sagte hingegen vor Journalisten: "Großbritannien ist nicht
das einzige Land, das in dieser Frage einen Beitrag leistet. Unsere
Führungsrolle gilt nur für eine begrenzte Zeit." Die internationale
Schutztruppe, die insgesamt aus rund 5000 Soldaten, darunter 1800
britischen, besteht, wird in den ersten Monaten von Großbritannien
geleitet. Blair: "Natürlich werden wir mit anderen Ländern über die
Frage diskutieren, wie diese Schutztruppe anschließend funktionieren
wird." Blair vermied die Zusage zusätzlicher Soldaten, aber auch eine
Ankündigung des Abzugs der britischen Soldaten nach Ablauf der ersten
sechs Monate.
Karsai hatte im Gespräch mit Blair ebenso wie am Vortag vor dem
UNO-Sicherheitsrat darum gebeten, die Schutztruppe personell deutlich
zu verstärken und deren Einsatzauftrag über das Stadtgebiet der
Hauptstadt Kabul hinaus auszuweiten. "Das afghanische Volk bittet um
diese Schutztruppe als ein Zeichen des Engagements. Diese Ausweitung
der Truppe sollte geschehen, wenn darum gebeten wird."
Karsai wollte zu Zahlen nichts sagen. Zur Frage, ob er eine
Schutztruppe von 30.000 Mann fordere, sagte er: "Aus allen Provinzen
höre ich den Wunsch, dass die Truppe vergrößert und auch das
Einsatzgebiet größer wird. Die Experten müssen über die Zahlen reden.
Manche sagen 30.000, andere sagen 70.000 und andere wiederum sagen
10.000."
Blair sagte: "Wir haben die Führungsaufgabe für eine begrenzte
Zeit übernommen. Das bedeutet nicht, dass die internationale
Gemeinschaft ihr Engagement beendet. Dieses Engagement wird
fortdauern." Wichtig sei nun vor allem der Wiederaufbau Afghanistans:
"Unser Engagement hört mit der Befreiung von den Taliban nicht auf.
Es gibt noch unerledigte Dinge." Karsai sagte, der Kampf gegen den
Terrorismus werde fortgesetzt: "In diesem Kampf gibt es keine Pause.
Wir wollen den Terrorismus vollständig ausrotten. Wir werden nicht
ruhen, bis wir sie (die Terroristen) besiegt haben."
Zuvor hatte Karsai an einer Kabinettssitzung in Downing Street
teilgenommen - eine Ehre, die als letztem US-Präsident Bill Clinton
zuteil wurde.(APA/dpa)