Geld
Threadneedle-Ausblick für Konjunktur und Zykliker
"Klassische Wachstumswerte zu bevorzugen"
Wien - Die Anlageexperten der internationalen
Fondsgesellschaft Threadneedle Investments gehen für 2002 von einer
eher moderaten Konjunkturerholung aus und empfehlen selektive Käufe
bei Wachstumswerten der Old Economy. Die Kursrally zyklischer Aktien
an den Weltbörsen sei hingegen nahe ihrem Ende. Die wirtschaftliche
Erholung werde gedämpfter ausfallen, als es in den
Konsensusschätzungen gegenwärtig angenommen werde, prognostiziert der
Threadneedle-Fondsmanager William Davies am Donnerstag vor
Journalisten in Wien. Allerdings sei die Rezession diesmal nicht so
stark ausgefallen wie im historischen Vergleich, der ökonomische
Zyklus vollziehe sich normalerweise schneller. Derzeit besteht für Davies ein Investmentumfeld, das von niedrigen
Wachstumsraten bei geringem Inflationsdruck geprägt ist. Für die USA
geht er für heuer von einem Wachstum von 0,5 Prozent aus, wobei das
Wachstum besonders in der zweiten Jahreshälfte etwas anspringen
sollte. Die europäische Wirtschaft werde um zwei bis drei Monate
zeitverzögert einen ähnlichen Verlauf nehmen.
Davies: Kein anhaltende Deflation
Das langsame Wachstum sei für die Unternehmensgewinne jedoch nicht
besonders förderlich, was spektakuläre Kursentwicklungen für Davies
auf breiter Front unwahrscheinlich macht. Mit anhaltender Deflation
rechnet der Aktienexperte zwar nicht, erwartet allerdings, dass
dieses Schreckgespenst zur Jahresmitte die Börsianer verunsichern
könnte. Man müsse aufmerksam verfolgen, worauf die Investoren im
Jahresverlauf achten.
Davis bevorzugt derzeit Investitionen in Großbritannien, wo er mit
einem geschätzten Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent in Verbindung
mit großer Liquidität die besten Aussichten erkennt. Steigende
Arbeitslosigkeit deute auf ein Ende des Ungleichgewichts zwischen
hohen Konsumausgaben und dem langsamen Wachstum der gewerblichen
Wirtschaft hin. Zudem habe die Bank of England noch ausreichend
Spielraum für Zinssenkungen, sollten sich diese als nötig erweisen.
"Klassische Wachstumswerte"
Für 2002 ruft Davies das Jahr der "klassischen Wachstumswerte"
aus. Denn dem Fondsmanager erscheint es im derzeitigen Umfeld
empfehlenswert, Zykliker nach der starken Kursrally im vierten
Quartal 2001 aus den Portfolios zu kippen. Die Papiere erschienen
ausgereizt, Technologieaktien seien sogar als teuer einzuschätzen.
Vorsicht sei auch bei Unternehmen geboten, die starkem Wettbewerb mit
japanischen Anbietern ausgesetzt seien. Da Davis heuer von einem
Verfall des japanischen Yen ausgeht, könnten diese Werte im
Jahresverlauf zunehmenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt werden. (APA)