Rom - Ein Zeitschriftenartikel sorgte am Freitag für Aufsehen: Papst Paul VI. (1963-1978) habe die weltberühmte
"Pietà"-Skulptur von Michelangelo und andere Kunstschätze aus dem
Vatikan verkaufen wollen. - Mit dem Geld wollte er angeblich den Armen in der Dritten
Welt helfen, berichtete die römische Zeitschrift "Diario" in ihrer
neuesten Ausgabe. Sie beruft sich dabei auf den unlängst gestorbenen
Kunsthändler Daniel Wildenstein. Paul VI. habe kurz vor seinem Tod
Wildenstein in den Vatikan gerufen und ihn um Unterstützung bei dem
Verkauf gebeten.
Die "Pietà", die Maria mit ihrem sterbenden Sohn Jesu von Nazareth
auf dem Arm zeigt, gilt als eines der Meisterwerke Michelangelos
(1475-1564) und ist im Petersdom zu sehen. "Wenige Wochen bevor er
1978 starb, hatte Paul VI. diese Idee, die die Kirche verändert
hätte", schreibt das Blatt. Wildenstein zitiert in seinem in
Frankreich erschienen Buch "Marchand d'Art" Paul VI. mit folgenden
Worten: "Die Menschen verhungern, und wir geben das Bild eines
Vatikans ab, der auf einem Thron aus Gold lebt. Das ist
unerträglich." Der Vatikan habe verhindert, dass diese Passage in der
italienischen Ausgabe des Buches erscheint, schreibt "Diario".
Dementi
Der Vatikan hat noch am Freitag entsprechende Berichte dementieren lassen. Joaquin Navarro-Valls, der Sprecher des Vatikan, wies
einen gleichlautenden Artikel der Zeitung "La Repubblica" als völlig
haltlos zurück. Seit Jahren kursieren allerdings Gerüchte, dass der Heilige Stuhl
den Verkauf von Kunstwerken in Erwägung gezogen habe.
(APA/dpa)