International
"US-Rezession kann noch Jahre dauern"
Ökonomen bei Weltwirtschaftsforum trotz erster Anzeichen einer Erholung mit wenig Konjunkturoptimismus
New York - Trotz erster Anzeichen einer
Konjunkturerholung in den USA besteht nach Ansicht führender
Wirtschaftsexperten kaum Aussicht auf einen kräftigen Frühlingsschub
der Weltkonjunktur. Stephen Roach, Chefökonom von Morgan Stanley,
sieht in den USA die Gefahr einen zweiten Einbruchs, einer so
genannten Double-dip-Rezession. Alle Anzeichen sprächen für einen
zunächst nur vorübergehenden Auftrieb, sagte Roach am Donnerstagabend
(Ortszeit) beim Weltwirtschaftsforum in New York. So seien bereits
fünf der vergangenen sechs Rezessionen verlaufen. Der jüngste
Einbruch begann im März vergangenen Jahres. Politisch stand der erste Tag des Forums, das in den vergangenen
31 Jahren in Davos tagte, im Zeichen Afghanistans. Deutschland habe
eine besondere Rolle beim Wiederaufbau des Landes zu spielen, sagte
Außenminister Abdullah Abdullah am Freitag.
Reformen zu langsam
Von Europa ist nach Einschätzung von Klaus Zimmermann, Präsident
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), ebenfalls
keine großer Schub zu erwarten. Europa wachse langsam, sei aber
bisher nicht in der Lage, die Rolle als Lokomotive der Weltwirtschaft
mit den USA zu teilen. Europa werde durch den Vereinigungsprozess
immer stärker, bleibe aber zunächst durch die Vereinbarung zur
Einhaltung strikter Haushaltsdisziplin gehemmt. "In Europa gehen die
Reformen nur langsam voran", meinte Merill Lynch-Präsident Jacob
Frenkel, ehemaliger Gouverneur der israelischen Notenbank.
Auch für rezessionsgeplagte Japan sei kein Silberstreif am Himmel,
sagte Wirtschaftsprofessor Motoshige Itoh von der Universität Tokio.
Die japanische Wirtschaft werde wegen der enormen faulen Kredite im
Bankensektor vermutlich zunächst weiter schrumpfen, bevor es bergauf
gehe. "Unsere Rezession wird noch schlimmer und wird erst in den
kommenden Monaten den kritischen Punkt erreichen", sagte Itoh.
Auch optimistische Stimmen
Für die USA optimistischer äußerte sich die Chefvolkswirtin des
Conference Board, eines Forschungsinstituts der US-Privatwirtschaft,
Gail Fosler. Der unerwartete Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im
vierten Quartal 2001 um 0,2 Prozent und die weiter wachsende
Produktivität deuteten auf einen deutlichen Aufschwung spätestens in
der zweiten Jahreshälfte hin. "Der Aufschwung hat bereits begonnen",
sagte Fosler. Sie rechnet im nächsten Jahr mit einem Wachstum in den
USA von rund vier Prozent. (APA/Reuters)