Wien - Die Debatte um den deutschen Stammzell-Kompromiss - Import embryonaler Zellen ja, Zerstörung von Embryonen in Deutschland nein - geht unter Experten auch auf dem bis heute, Samstag, laufenden Internationalen Nabelschnur- und Stammzell-Symposium (siehe Webtipp) in Wien weiter.Besondere Aufmerksamkeit erregte dabei Markus Hengstschläger vom AKH Wien mit dem Bericht über eine kaum beachtete Quelle für offenbar sehr plastische Stammzellen: das Fruchtwasser. Ethikkommissionschef Johannes Huber hat ja gegenüber dem STANDARD deren Plastizität gelobt und zugleich die wissenschaftlich nicht gedeckte Fokussierung der politischen Debatte auf die Embryozellen beklagt. Tatsächlich deuten erste Forschungsergebnisse darauf hin, dass im Fruchtwasser auch Stammzellen aus der Fruchtblase schwimmen. "Ich nehme an", sagt Hengstschläger, "dass sie multipotent sind. Wir haben in meinem Labor Nervenzellendifferenzierung zusammengebracht, andere haben sie auf einer Oberfläche zu Hautgewebe wachsen lassen. Babys mit offenem Rücken würde so bei der Geburt bereits Haut ohne jegliche Abstoßungsgefahr erwarten." (Journal of Pediatric Surgery, Nr. 36, S. 1662) Der Genetiker räumt aber ein, dass seine Ergebnisse noch nicht publiziert sind, aber Experimente einer anderen Forschergruppe hätten aus Fruchtwasserzellen Dopamin produzierende Zellen erbracht, "die sich in Parkinsonratten im Hirn ansiedeln". Begeisterter Nachsatz: "Die müssen schon viel können. Vielleicht ist das eine Riesenquelle. Wir untersuchen, ob's auch in Richtung Muskeln geht." (Experimental Neurology, Nr. 165, S. 27) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3. 2. 2002)