Nahost
Barak fordert Ende der israelischen Besatzungspolitik
Ex-Premier: "Es sollte zwei Staaten für zwei Völker geben"
Berlin - Der ehemalige israelische Ministerpräsident
Ehud Barak fordert, die Herrschaft über die Palästinensergebiete zu
beenden. "Es sollte zwei Staaten für zwei Völker geben", sagte er im
Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Die Welt"
(Samstag-Ausgabe). Bevor es wieder zur Aufnahme ernsthafter
Verhandlungen komme, sollte Israel verschiedene Siedlungen räumen
oder auf ein Gebiet konzentrieren. "Diese Siedlungsbereiche dürfen
aber nicht rechtlich annektiert werden, um eine Wiederaufnahme von
Verhandlungen nicht von vornherein zu beeinträchtigen." Zur Entschärfung der gegenwärtigen Krise schlägt Barak eine
strikte Trennung beider Völker vor. Zwischen Israel und den besetzten
Gebieten sollte eine hoch gesicherte Grenze geschaffen werden, um
Selbstmordanschläge zu vermeiden. Gleichzeitig rät Barak seinen
Nachfolgern, den Palästinensern immer wieder anzubieten, zu den
Grundsätzen der Camp-David-Verhandlungen zurückzukehren. "Ich glaube,
dass dieser Ansatz aus Terrorbekämpfung, Angebot zur Rückkehr zu den
Camp-David-Ergebnissen und der Trennung beider Völker aus
Sicherheitsüberlegungen heraus der richtige Ansatz wäre, die Dinge
voranzutreiben."
Avi Primor, der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland,
kritisiert in einem Beitrag in der selben Ausgabe den Kurs der
israelischen Regierung unter Ministerpräsident Ariel Sharon. "Zu
Sharons Politik gehört die beständige Demütigung (des
Palästinenserpräsidenten Yasser) Arafats. Sie lässt sich seit Monaten
Tag für Tag beobachten. Sharon verbot Arafat, zu Weihnachten den
Gottesdienst in Bethlehem zu besuchen, er zerstörte Arafats
Hubschrauber und stellte ihn unter Hausarrest, und das mit Hilfe
israelischer Panzer."
Allerdings gebe es eine Möglichkeit, zur Politik und zu Gesprächen
zurückzukommen. Der Schlüssel dafür liege bei Arafat. "Würde Arafat
endgültig glaubwürdig machen, dass er die Terroristen ehrlich
bekämpft, müsste selbst Ariel Sharon den Krieg aufgeben und zur
Politik zurückkehren."(APA/dpa)